Tigray: Alarmierende Berichte über Tötung von Zivilisten

Meldungen von Ermordungen und schweren Menschenrechtsverletzungen im Konflikt um die Region Tigray im Norden Äthiopiens haben heute Sorge geweckt. 1.900 Menschen sollen laut einem aktuellen Bericht bisher in Massakern getötet worden sein. Dieser beruht auf einem Informantennetzwerk in der Region, das von einem Team der belgischen Universität Gent organisiert wird, wie der „Guardian berichtete“.

G-7 fordert raschen Abzug

Der Bericht rief auch die G-7-Außenminister auf den Plan: „Wir verurteilen die Tötung von Zivilpersonen, sexuelle und geschlechterspezifische Gewalt, willkürliche Bombardierungen und die Vertreibung von Bewohnern Tigrays sowie eritreischer Flüchtlinge“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Minister der G-7-Staaten und des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell.

Sie forderten von Eritrea, dass der angekündigte Abzug seiner Streitkräfte aus der Region „rasch, bedingungslos und auf nachprüfbare Weise stattfinden“ solle. Die G-7-Vertreter riefen alle Seiten zu „größtmöglicher Zurückhaltung“ auf und forderten ungehinderten humanitären Zugang zu der Region. „Wir sind besorgt über die fortschreitende Ernährungsunsicherheit, da in weiten Teilen im Zentrum und im Osten Tigrays Notbedingungen herrschen“, heißt es in der Erklärung der Minister Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Japans, Kanadas, Großbritanniens und der USA.

Krisenlage seit Monaten

Vier Monate nach dem Ende der heftigen Kämpfe in Tigray hatte Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed den Abzug der eritreischen Streitkräfte aus der nordäthiopischen Region angekündigt. Die äthiopische Menschenrechtskommission (EHRC) erhob wegen Massakern an der Zivilbevölkerung schwere Vorwürfe gegen die eritreischen Truppen.

Die äthiopischen Truppen hatten Anfang November eine Offensive gegen die in Tigray regierende Volksbefreiungsfront TPLF begonnen. Gut drei Wochen später verkündete Abiy die Einnahme der Regionalhauptstadt Mekele und das Ende des Militäreinsatzes. Vor der Gewalt in Tigray flüchteten etwa 60.000 Menschen in den benachbarten Sudan.