Polizeikräfte sichern Tatort vor dem Kapitol in Washington
APA/AFP/Getty Images/Win Mcnamee
Zwei Tote

Mann rammt mit Pkw Kapitol-Absperrung

Nach dem gewaltsamen Sturm auf das US-Kapitol Anfang Jänner sind die Sicherheitsvorkehrungen in Washington erst vor wenigen Tagen etwas zurückgefahren worden. Nun rammte ein Mann mit seinem Auto vor dem Kapitol eine Barriere. Ein Polizist starb, ein zweiter wurde verletzt. Auch der laut US-Medien identifizierte Angreifer ist tot.

Die beiden verletzten Beamten wurden ins Krankenhaus gebracht. „Einer unserer Kollegen ist seinen Verletzungen erlegen“, sagte die Chefin der Kapitol-Polizei, Yogananda Pittman, später auf einer Pressekonferenz.

Sie bestätigte zudem Medienberichte, wonach der Fahrer des Autos getötet wurde. Dieser habe erst die beiden Polizisten angefahren und sei dann mit einem Messer bewaffnet ausgestiegen und von der Polizei getötet worden. Er habe zuvor nicht auf Warnrufe der Sicherheitskräfte reagiert.

Polizeikräfte sichern Tatort vor dem Kapitol in Washington
AP/J. Scott Applewhite
Das Kapitol und die umliegenden Straßen wurden nach dem Vorfall abgeriegelt

25-Jähriger Angreifer nicht amtsbekannt

Der Polizeichef der Hauptstadt, Robert Contee, erklärte, ersten Erkenntnissen zufolge scheine die Tat keinen terroristischen Hintergrund zu haben. Das Motiv des Mannes sei unklar, hieß es weiter. Der nach dem Angriff von Polizeibeamten erschossene Verdächtige sei der Polizei nicht amtsbekannt gewesen. Es handle sich um einen 25-Jährigen aus dem US-Bundesstaat Indiana, berichtet dazu unter anderem der TV-Sender CBS. CNN berichtet von Hinweisen in Sozialen Netzwerken, wonach sich der Mann von FBI und CIA verfolgt gefühlt habe.

Wegen des Zwischenfalls an der nördlichen Barrikade seien umliegende Straßen gesperrt worden. Auch der US-Kongress, der am Freitag keinen Sitzungstag hatte, wurde wegen des Zwischenfalls zwischenzeitlich abgeriegelt. Ein Großteil der Abgeordneten hielt sich zum Zeitpunkt des Vorfalls wegen der Osterfeiertage nicht in Washington auf. Auch US-Präsident Joe Biden war nicht in der US-Hauptstadt, sondern auf dem Landsitz Camp David im Bundesstaat Maryland.

Flaggen auf halbmast

Biden werde laufend über die Situation informiert, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jennifer Psaki laut ABC. Auf Bidens Anordnung werden die Flaggen in den USA auf halbmast gesetzt. Das sei ein Zeichen des Respekts für den Einsatz und die Opfer der Kapitol-Polizei, erklärte Biden am Freitag. Die Flaggenanordnung gelte bis Dienstag für das Weiße Haus, alle öffentlichen Gebäude und Militäreinrichtungen sowie US-Botschaften und konsularische Vertretungen weltweit. Biden erklärte, er und seine Frau Jill seien wegen des Angriffs „untröstlich“.

Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, bezeichnete den getöteten Beamten als „Märtyrer für unsere Demokratie“. Auch der Minderheitsführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, drückte seiner Familie sein Beileid aus. Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte: „Ereignisse wie dieses erinnern uns an den Mut und die Kompetenz der Profis der Sicherheitskräfte und an unsere gemeinsame Verpflichtung, dieses großartige Land und seine Institutionen zu verteidigen.“

Zurückgefahrene Sicherheitsvorkehrungen

Der Zwischenfall ereignete sich knapp drei Monate nach der gewaltsamen Erstürmung des US-Kapitols durch Anhänger des abgewählten Ex-Präsidenten Donald Trump. Wegen des beispiellosen Angriffs ist das Gebäude schwer bewacht. Vergangene Woche waren die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Kongresssitz allerdings etwas zurückgefahren worden. So wurde ein äußerer Zaun, der das Areal um den Kongresssitz abgeschirmt hatte, abgebaut. Straßen, die innerhalb dieses Kreises lagen und abgesperrt waren, wurden wieder geöffnet.

„Es ist wirklich traurig, denn ich hatte geglaubt, dass wir nach der Beseitigung der Barrieren wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren würden. Aber das zeigt nur, wie hoch das Risiko noch immer ist“, sagte der demokratische Kongressabgeordnete Ro Khanna dem Nachrichtensender CNN.

Trump-Anhänger stürmen am 6. Jänner 2021 das Kapitol in Washington
AP/John Minchillo
Am 6. Jänner stürmten Trump-Anhänger das Kapitol

Von Trump angestachelter Mob

Noch immer unterstützen Soldatinnen und Soldaten der Nationalgarde die lokalen Sicherheitskräfte. Die Kapitol-Polizei sagte vergangene Woche auch, sie sei jederzeit bereit, die Sicherheitsvorkehrungen sofort wieder hochzufahren, falls das nötig sein sollte. Nach der gewaltsamen Erstürmung des Kongresses war die Kapitol-Polizei in die Kritik geraten, weil die Sicherheitskräfte des Parlaments den Angriff nicht abwehren konnten. Der Leiter der Polizei trat daraufhin zurück.

Der Kongress sollte im Jänner am Tag des Angriffs den Wahlsieg von US-Präsident Joe Biden ratifizieren. Der damals noch amtierende Trump, der seine Niederlage nicht wahrhaben wollte, hatte seine Anhänger unmittelbar vor der Erstürmung des Kapitols mit einer kämpferischen Rede vor dem Weißen Haus angestachelt. Die Demokraten machten ihn für die Ereignisse verantwortlich und leiteten im Repräsentantenhaus erfolgreich ein Amtsenthebungsverfahren ein, im Senat scheiterte das Verfahren jedoch an der Hürde der nötigen Zweidrittelmehrheit.