Benin-Bronzen: Warnung vor „übereilten Schritten“

Die Leiterin der „Benin Dialogue Group“, Barbara Plankensteiner, warnt vor übereilten Schritten in der Restitutionsdebatte. „Es hat gar keinen Sinn – auch den nigerianischen Partnern gegenüber –, jetzt Dinge zu forcieren, die sie unter Druck setzen“, sagte die Direktorin des Hamburger Museums am Rothenbaum, die früher als Chefkuratorin am Wiener Weltmuseum arbeitete, der dpa.

Skulptur von „Oba“, dem König von Benin
APA/AFP/Kalyan Veera

Restitutionen seien komplexe Prozesse. „Das bedeutet ja nicht, einfach Objekte in eine Kiste zu packen und sie zurückzuschicken.“ Plankensteiner betonte zudem die Bedeutung der Benin-Bronzen für die internationale Kulturgeschichte. Es sei sehr schade und bedauerlich, dass über die wertvollen Werke immer nur als Raubkunst gesprochen werde.

„In den momentanen Debatten fragt kaum jemand: Was sind das überhaupt für Kunstwerke? Und was erzählen sie uns eigentlich? Das würde man mit europäischen Kunstgegenständen nicht tun, auch wenn sie Raubkunst sind“, so Plankensteiner gegenüber der dpa. Die Werke seien wichtig für das Verständnis einer Kunstgeschichte, die über den euroamerikanischen Raum hinausreiche.

Deutsches Spitzentreffen noch im April

In jüngster Zeit wird verstärkt diskutiert, im Kolonialismus geraubte Kunst zurückzugeben. Das ist auch bei den Benin-Bronzen der Fall, die in zahlreichen deutschen Museen zu finden sind. Im Berliner Humboldt Forum sollen sie eine zentrale Rolle spielen. Das Ethnologische Museum verfügt über rund 530 historische Objekte aus dem Königreich Benin, darunter etwa 440 Bronzen.

Die Objekte stammten größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897. Die deutsche Kulturstaatsministerin Monika Grütters plant derzeit ein Spitzentreffen zur Frage, wie deutsche Museen Benin-Bronzen umgehen sollen. Dazu soll noch im April eingeladen werden.