Zwei Arbeiter an einem Erdöl-Bohrloch
Getty Images/Keith Wood
Studie zu Geldveranlagung

Ausstieg aus Kohle und Öl zahlt sich aus

Es könnte ein wichtiger Schritt in der Debatte über „grüne“ Veranlagungen und den Ausstieg aus Aktien von Öl- und Kohleunternehmen sein: Ausgerechnet der weltweit größte Vermögensverwalter BlackRock – seit Jahren eine Zielscheibe von Umweltschutzgruppen – hat nun in einer Studie festgestellt: Wer Aktien von Kohle- und Ölunternehmen aus seinem Portfolio streicht, handelt nicht nur ökologisch, sondern vermehrt auch das eigene Vermögen.

Angesichts der sich beschleunigenden Klimakrise stellt sich für große Fonds und all jene, die Erspartes anlegen wollen, zunehmend die Frage nach „grünen“ Veranlagungen. Der Ausstieg etwa aus Aktien von Öl- und Kohleunternehmen gewinnt seit Jahren unter dem Begriff „Divestment“ an Bedeutung. Dass nun selbst BlackRock in einer Analyse feststellt, dass es mehr Rendite bringt, wenn man im eigenen Portfolio keine (oder weniger) Aktien von Öl-, Gas- und Kohleunternehmen hat, könnte wegweisend sein.

Der Analysearm von BlackRock – das Unternehmen verwaltet mehr als acht Billionen US-Dollar – verfasste eine Studie im Auftrag zweier Pensionsfonds, jenes für die Angestellten der Stadt New York (NYCEDRS) und jenes für die Lehrerinnen und Lehrer (TRS) und den Verband für Pensionsfonds im Bildungsbereich (BERS). Die drei Organisationen beauftragten parallel ein zweites Analyseunternehmen, Meketa, das zum gleichen Ergebnis kam.

BlackRock und Meketa kamen beide zum Schluss, dass bereits Hunderte Investmentfonds weltweit, die aus Öl- und Kohleanlagen ausstiegen, die für Treuhandfonds höheren Auflagen bestanden. Pensionsfonds gehören zu den größten und wichtigsten Treuhandfonds weltweit.

Unter der allgemeinen Börsenentwicklung

Außerdem blieben Öl- und Kohleunternehmen in den letzten Jahren unter der durchschnittlichen Börsenperfomance. Und BlackRock erwartet so wie andere Analysten, dass im Zuge des Kampfes gegen die Klimaveränderung die Öl-, Gas- und Kohleunternehmen verschärfte Umweltauflagen bekommen werden.

BlackRock betont in seiner Analyse zudem, dass es nicht das eine Modell für den Ausstieg aus entsprechenden Aktien gebe. Einige Fonds stiegen nur aus Kohle aus, andere auch aus dem Erdöl- und Erdgassektor. Alle gewählten Divestment-Optionen hätten sich als finanziell nachhaltig erwiesen.

Klarer Trend

Der globale Trend, so die Analyse, gehe jedenfalls in Richtung Ausstieg aus Anlagen dieser klimaschädlichen Art. In der Vergangenheit seien solche Schritte vor allem auf Fonds von Unis, Stiftungen und anderen privaten Institutionen beschränkt gewesen. Laut BlackRock setzten zudem immer größere Fonds auf Divestment.

Öffentlich wurden die Analysen, weil Bernard Tuchman, ein in New York lebender Pensionist und Mitglied des Interessenverbands Divest NY Offenlegungsanträge auf Basis des US-Informationsfreiheitsgesetzes stellte. Tuchman gab diese Berichte dann dem Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) weiter, das Studien zur Energiewende verfasst.

Zentrale von BlackRock in New York
Reuters/Lucas Jackson
BlackRock kündigte im Vorjahr an, weniger in Öl und Kohle zu investieren

Zauberwort „outperformed“

Die genauen Zahlen, wie viel Vermögen in bestimmten Aktien veranlagt ist, sind in der öffentlich gewordenen Version des BlackRock-Berichts geschwärzt, die Schlussfolgerungen seien aber eindeutig, so auch das Fazit des „New Yorker“: Nach Untersuchung von Divestment-Schritten Hunderter Fonds weltweit, so das Fazit, hätten die Analysten erkannt, dass diese Portfolios „durch den Ausstieg aus fossilen Energien keinen Schaden genommen haben. Tatsächlich fanden sie Beweise für eine leichte Verbesserung der Gewinne.“

In der Zusammenfassung heißt es wörtlich, dass „keine Investoren negative Ergebnisse durch Divestment erfuhren, sondern gleichbleibende oder positive“. Es fällt auch eines der Schlüsselwörter für Investoren: Fonds, die teils oder ganz aus den fossilen Industrien ausstiegen, hätten „outperformed“, also ihre Zielvorgaben übertroffen.

„Zeigt, warum, wie und wann“

Auch wenn BlackRock gegenüber dem „New Yorker“ diese Feststellung zu relativieren versuchte und betonte, man habe den Auftraggebern keine Empfehlung für ein Divestment gegeben, so betonte IEEFA-Chef Tom Sanzillo die Bedeutung dieser Studie. Jeder Fonds, der sich gegen Verluste aus dem fossilen Bereich schützen wolle, „hat jetzt den größten Vermögensverwalter, der ihm zeigt, warum, wie und wann er sich, die Wirtschaft und den Planeten schützen soll“.

Billionenschwere Hochrechnung

BlackRock, seit Jahren immer wieder Zielscheibe von Divestment-Aktivisten, hatte im Vorjahr angekündigt, die eigenen Portfolios zumindest vorsichtig anzupassen und weniger in Öl und Kohle zu investieren.

Neben acht Billionen Dollar an Vermögen, das BlackRock direkt verwaltet, beeinflusst der Finanzriese indirekt auch andere Fonds. Denn die hauseigene Veranlagungssoftware Aladdin ist bei vielen anderen großen Finanzinstituten im Einsatz. Casey Harrell von der australischen NGO Sunrise Project, die sich für Divestment starkmacht, schätzte gegenüber dem „New Yorker“, dass mit dieser Software zusätzlich mindestens 25 Billionen Dollar verwaltet werden.

BlackRock solle nun „mutig und aktiv“ seine Erkenntnisse als Herzstück seiner Vermögensberatung – inklusive der Software Aladdin – anbieten, so Harrell. Das, so die theoretische Hochrechnung des „New Yorker“, könnte in Sachen Klimaschutz einiges in Bewegung setzen. Denn die Dimensionen wären gewaltig, wie ein Vergleich zeigt: Das gesamte BIP der USA beläuft sich auf rund 20 Billionen Dollar.