Coop Himmelb(l)au: Eishockeystadion in St. Petersburg

Das Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au hat den Zuschlag für die Gestaltung eines Eishockeystadions im russischen St. Petersburg erhalten, das bis zur 2023 geplanten WM errichtet werden soll. Als für das Bauprojekt zuständig gilt der Strojtransgas-Konzern, der auch in weitere Projekte des Büros im sibirischen Kemerowo sowie auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim maßgeblich involviert ist.

Sport- und Konzert-Komplex Peterburgski
Reuters/Anton Vaganov

Der ursprüngliche Sport- und Konzertkomplex Peterburgski im Süden der russischen Millionenstadt kam im 2020 durch Abbrucharbeiten zum Einsturz und sorgte für internationale Schlagzeilen, ein Arbeiter kam ums Leben. An der Stelle des ehemals nach Lenin benannten „Komplexes“ entsteht nun das neue Eishockeystadion SKA Arena, das nach Entwürfen von Coop Himmelb(l)au realisiert werden soll. Das wurde gestern Abend durch eine Aussendung des von Architekt Wolf D. Prix geleiteten Büros bekannt.

Vom russischen Konstruktivismus inspiriert

„Das Stadion soll zur Eishockey-Weltmeisterschaft (2023, Anm.) fertig werden. Und es soll etwas Besonderes werden. Deshalb sind wir gewählt worden“, so Prix in einem Telefonat mit der APA.

Die Wiener Architekten spielen in ihrem siegreichen Entwurf auf die Formensprache des russischen Konstruktivismus an. Gleichzeitig war der Gestaltungsspielraum bei diesem Projekt eingeschränkt: Satellitenbilder zeigen, dass bereits im vergangenen Sommer das Fundament des künftigen Stadions betoniert worden war.

Das für zumindest 20.000 Besucher ausgelegte Stadion soll nach der WM als Heimstätte des Eishockeyclubs SKA Sankt Petersburg fungieren. Vereinspräsident ist der Gasoligarch und Vertraute von Präsident Wladimir Putin, Gennadi Timtschenko, dessen Baukonzern Strojtransgas hinter dem Projekt steht. Die formale Projektgesellschaft gehört zwar einer Aktiengesellschaft, die öffentlich nicht bekannt ist. Geleitet wird die AG jedoch durch den Vizedirektor von Strojtransgas.

Kritik an Krim-Projekt von Coop Himmelb(l)au

Timtschenkos Konzern ist aktuell auch für vier Kulturgroßbauten verantwortlich, die in den nächsten Jahren im Auftrag eines staatsnahen russischen Fonds errichtet werden sollen. Coop Himmelb(l)au plant zwei dieser Projekte – einen Theater- und Museumskomplex im sibirischen Kemerowo sowie ein Operngebäude in der ukrainischen Krim-Hafenstadt Sewastopol, deren 2014 erfolgte Annexion durch Russland von der westlichen Staatengemeinschaft nicht anerkannt wurde.

Prix’ Aktivitäten auf der Krim sorgten zuletzt nicht nur für heftige politische Kritik, sondern auch für zwei Prüfungen durch die Staatsanwaltschaft Wien und das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT). Diese Behörden in Österreich kamen jedoch sowohl im Juli 2019 als auch im Jänner 2021 zur Erkenntnis, dass das Opernprojekt des Wiener Architekturbüros nicht gegen EU-Sanktionen verstoße. In Ermangelung eines Anfangsverdachts auf eine Straftat wurde entschieden, kein Ermittlungsverfahren einzuleiten.