Ärzte bei einer Impfstraße in Wien
Reuters/Lisi Niesner
„70 Prozent bis Mitte Juli“

EU will Impftempo deutlich beschleunigen

Die EU gibt sich in Sachen Impfen trotz Schwierigkeiten zuversichtlich und will das Tempo deutlich beschleunigen. Bis Mitte Juli werde die EU 470 Millionen Dosen erhalten und ihr Impfziel erreichen, so EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton. „Wir werden bis Mitte Juli genügend Dosen haben, damit 70 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft werden können“, sagte der frühere französische Wirtschafts- und Finanzminister am Donnerstag im Gespräch mit der „Presse“ und anderen europäischen Zeitungen.

Das würde eine deutliche Beschleunigung des bisher angenommenen Impftempos bedeuten. Die Devise von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen war bisher stets, dieses 70-Prozent-Ziel bis zum Ende des Sommers in allen Mitgliedsstaaten zu erreichen – das wäre Ende September.

53 pharmazeutische Fabriken seien auf europäischem Boden in die Herstellung von Covid-19-Impfstoff beziehungsweise dessen Abfüllung eingebunden. Die vertraglichen Zusagen über die Lieferung von 360 Millionen Dosen von April bis Juni seien solide, sagte Breton. „Ich habe keinen Grund anzunehmen, dass sie nicht liefern werden. Da bin ich viel zuversichtlicher als vorher, was unsere Produktionskapazitäten betrifft.“

„Mitgliedsstaaten müssen Vorkehrungen treffen“

Zuzüglich der rund 108 Millionen Dosen, die bereits im ersten Quartal an die Mitgliedsstaaten geliefert wurden, komme man auf rund 470 Millionen Dosen. Das sei ausreichend, um das Ziel, 70 Prozent der erwachsenen Europäer – also rund 55 Prozent aller etwa 450 Millionen EU-Bürger – je nach Impfstoff mit einer oder zwei Dosen zu immunisieren.

Allerdings setze das voraus, dass die Mitgliedsstaaten jetzt alle Vorkehrungen treffen, um die demnächst zu erwartenden großen Lieferungen zügig zu verimpfen, so Breton. „Meine Aufgabe ist es sicherzustellen, dass das, was die Unternehmen versprochen haben, pünktlich ankommt. Ich kann Ihnen also nicht sagen, wann die Mitgliedsstaaten impfen. Das ist zu 100 Prozent deren Aufgabe.“

„Sputnik V“ könnte lange auf sich warten lassen

Breton bezweifelte erneut, ob der russische Impfstoff „Sputnik V“, um den sich auch Österreich bemüht, heuer noch nach europäischen Standards hergestellt werden könne. „Nach der Genehmigung durch die (EU-Arzneimittelbehörde, Anm.) EMA wird es vielleicht zehn Monate dauern, bis die Produktion läuft.“ Breton sagte weiters: „Jeder neue Impfstoff ist willkommen. Aber um einen wirklichen Unterschied zu bewirken, sollte ein neuer Impfstoff binnen der nächsten drei oder vier Monate da sein. Ich habe viel Respekt vor russischen und chinesischen Wissenschaftlern. Aber um es einmal mehr zu betonen: Es dauert Monate, wenn nicht Jahre, um den gesamten Produktionsprozess vorzubereiten, bis hin zum Abfüllen.“

Die EMA hatte Anfang März ein Prüfverfahren für „Sputnik V“ im Rahmen einer „Rolling Review“ begonnen. Dabei werden Testergebnisse bereits geprüft, auch wenn noch nicht alle Daten vorliegen und noch kein Zulassungsantrag gestellt wurde.