Aschewolke über St. Vincent
Reuters/Robertson S. Henry
Vulkan erwacht

Ascheregen über St. Vincent und Barbados

Der Vulkan La Soufriere auf der Karibik-Insel St. Vincent hat ein bedrohliches Lebenszeichen von sich gegeben. Vor dem und am Wochenende ließen heftige Eruptionen hohe Aschewolken in den Himmel steigen. Sowohl St. Vincent selbst als auch die Nachbarinsel Barbados verschwanden teilweise unter einer dichten Ascheschicht. Der Ascheregen könnte der Vorbote für weitere Eruptionen sein.

Bis zu sechs Kilometer ragten die Aschewolken in die Höhe, die der Vulkan am Freitag in den Himmel stieß. Stunden nach der ersten Eruption brach La Soufriere dann ein weiteres Mal aus und spuckte eine 4.000 Meter hohe Aschewolke aus. Die Direktorin des Seismologischen Instituts an der Universität der Westindischen Inseln, Erouscilla Joseph, sprach am späten Samstagabend (Ortszeit) von „weiteren Eruptionen“ im Tagesverlauf.

Es war der erste Ausbruch von La Soufriere nach vier Jahrzehnten Pause – und womöglich erst der Beginn einer tagelangen Serie. Wenn erst einmal eine Eruption aufgetreten sei, könnten weitere folgen, erklärte das Seismologische Forschungszentrum der Westindischen Inseln. Der aktuelle Ausbruch werde sich „wahrscheinlich“ über mehrere Tage, wenn nicht Wochen hinziehen.

La Soufriere Vulkan auf St. Vincent
Reuters
Kilometerweit ragte die Aschewolke in den Himmel

Weiße Asche überall

Im Laufe des Wochenendes senkten sich die Aschewolken dann über St. Vincent und die benachbarte Insel Barbados. Am Samstag habe sich den 110.000 Bewohnern von St. Vincent ein Bild wie in einem „Winterwunderland“ geboten, schrieb das Nachrichtenportal „News 784“. Alles sei von weißlicher Asche bedeckt: Straßen, Wohnhäuser, offizielle Gebäude. In einigen Gebieten sei die Sicht durch den Aschesmog extrem eingeschränkt.

Asche auf den Straßen von St. Vincent
AP/Lucanus Ollivierre
Die weiße Asche bedeckte nicht nur die Straßen

Die Katastrophenschutzbehörde meldete heftigen Schwefelgeruch, der bis in die im Süden der Insel gelegene Hauptstadt Kingstown reichte. Die Rechtsanwältin Vynette Frederick aus Kingstown sprach von einer „tödlichen Ruhe“ in der Hauptstadt. „Die Stimmung ist ernst“, sagte die 44-Jährige. Regierungschef Ralph Gonsalves sprach am Samstag im Sender NBC News von „einem riesigen Einsatz“, der der Insel bevorstehe. In weiten Teilen der Insel sei die Wasserversorgung gekappt worden. Wegen des Aschesmogs sei zudem der Luftraum im gesamten Land gesperrt. Etwa 3.000 Menschen hätten die Nacht in Notunterkünften verbracht.

Asche über Kingstown, St. Vincent
AP/Lucanus Ollivierre
Kein Nebel, sondern Vulkanasche schränkte am Wochenende die Sicht ein

Die karibische Katastrophenschutzbehörde warnte vor Gesundheitsgefahren durch den Ascheregen. Wegen „dichter Aschewolken, die sich durch die Atmosphäre bewegen“, seien die Menschen auf der Insel Barbados aufgerufen worden, in ihren Häusern zu bleiben, erklärte die Behörde.

Auch aus dem Weltall war die Aschewolke zu sehen

Hilfszusagen aus dem Ausland

Gonsalves’ Regierung hatte die Bevölkerung in Erwartung des Ausbruchs bereits am Donnerstagabend in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Allein in der größten Gefahrenzone wohnen normalerweise 16.000 Menschen. Die meisten von ihnen waren nach Behördenangaben bereits am Freitag in Sicherheit gebracht worden. Gonsalves sagte am Samstag, seine Regierung befinde sich in Gesprächen mit anderen Ländern, die Hilfe leisten wollten. Guyana und Venezuela hätten zugesagt, Hilfsschiffe nach St. Vincent zu schicken.

Ascheregen auf St. Vincent

Nach dem Ausbruch des Vulkans La Soufriere ging auf der Karibik-Insel St. Vincent ein Ascheregen nieder.

Der Karibik-Staat St. Vincent und die Grenadinen besteht aus der Hauptinsel St. Vincent und den 31 kleinen Grenadinen-Inseln. Früher gehörte das Gebiet zum britischen Kolonialreich. Der 1.235 Meter hohe Vulkan ist der höchste Berg der Insel. Er war zuletzt 1979 ausgebrochen. Bei seinem bisher heftigsten Ausbruch im Jahr 1902 waren mehr als tausend Menschen ums Leben gekommen.