Bekannter französischer Politologe gesteht sexuellen Missbrauch

Der bekannte französische Politikwissenschaftler und Jurist Olivier Duhamel hat den Missbrauch seines Stiefsohnes gestanden. Der 70-Jährige räumte bei einer Vernehmung durch die Pariser Polizei ein, den damals 14-Jährigen in den 1980er Jahren sexuell missbraucht zu haben, wie es gestern vonseiten der Ermittler hieß. Duhamel steht im Zentrum einer Debatte über sexuelle Gewalt in der Familie, die Frankreich seit Monaten bewegt.

Duhamel war in der Affäre Anfang Jänner von allen Ämtern zurückgetreten. Unter anderem gab er die Leitung der Stiftung der Eliteuni Sciences Po ab. Sein Opfer ist ein Sohn des Ärzte-ohne-Grenzen-Gründers und früheren französischen Außenministers Bernard Kouchner, mit dessen Ex-Frau Duhamel liiert war.

Enthüllungen lösten gesellschaftliches Erdbeben aus

Ausgelöst wurde die Debatte durch ein Enthüllungsbuch der Kouchner-Tochter Camille, in der die Juristin ihrem Stiefvater Duhamel vorwarf, ihren Zwillingsbruder missbraucht zu haben. Die Autorin klagte zudem viele Pariser Intellektuelle an, diese und ähnliche Taten stillschweigend gebilligt zu haben.

Die Veröffentlichung löste zu Jahresbeginn ein gesellschaftliches Erdbeben in Frankreich aus. Der Rektor der Universität Sciences Po, Frederic Mion, musste ebenfalls zurücktreten. Zahlreiche weitere Prominente gerieten durch Wortmeldungen mutmaßlicher Opfer unter Missbrauchsverdacht.