Stadtansicht von Zürich
Getty Images/Didier Marti
Pläne quer durch Europa

Zwischen Öffnungen und neuen Lockdowns

Während in Österreich über Möglichkeiten für Öffnungsschritte im Mai nachgedacht wird, zeigt sich beim Blick über die Landesgrenzen ein unterschiedliches Bild zum derzeitigen Umgang mit der Pandemie – wenngleich sich mehrheitlich eine Tendenz ablesen lässt. Doch bleiben Verschärfungen mancherorts Thema.

So etwa in Deutschland, wo die Infektionszahlen seit etwa einer Woche wieder ansteigen. Die Inzidenz liegt bei 160, ist also weitaus niedriger als in Österreich (204). Kanzlerin Angela Merkel sprach am Freitag im Bundestag von einer „sehr ernsten“ Lage. Sie warb dafür, die „die Kräfte von Bund, Ländern und Kommunen besser (zu) bündeln“ – mit der „Bundes-Notbremse“, die bundesweit verbindliche Vorgaben vorsieht.

Diese „Bundes-Notbremse“ würde Kontaktbeschränkungen in Kommunen und Städten ab einer Inzidenz von 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern bzw. die Schließung von Schulen und Kindergärten ab der Inzidenz 200 vorschreiben. Zudem werden Ausgangsbeschränkungen ab 21.00 Uhr erwogen, diese Maßnahme ist aber noch umstritten. Am kommenden Mittwoch soll die „Bundes-Notbremse“ beschlossen werden.

„Das rächt sich jetzt“

Der Tenor von Gesundheitsminister Jens Spahn: „Alles, was wir vor zwei, drei Wochen nicht entschieden haben, das rächt sich jetzt. Und das, was jetzt nicht früher entschieden wird, sondern ein, zwei, fünf Tage später, das wird sich auch rächen.“ Deshalb werde es eine bundeseinheitliche gesetzliche Regelung geben. Aber auch die Bürgerinnen und Bürger müssten von sich aus Kontakte reduzieren, so Spahn.

Italien zieht Lockerungen vor – Öffnung ab 26. April

Ganz anders der Tenor in Italien: das Land will die Anti-CoV-Restriktionen demnächst zurückfahren. Ministerpräsident Mario Draghi kündigte am Freitag eine frühere Lockerung der CoV-Maßnahmen als bisher geplant in vielen Bereichen an. Die Regierung gehe am 26. April ein „vernünftiges Risiko“ mit dem Schritt ein, so Draghi. Die Lockerungen waren ursprünglich für Anfang Mai geplant – werden jetzt aber vorgezogen.

Sport, Gastronomie und Kulturevents im Freien sind mit diesem Datum wieder erlaubt. Kinos, Theater und Sportzentren öffnen wieder. Alle Schülerinnen und Schüler in Regionen mit niedrigen Infektionszahlen sollen zum Präsenzunterricht zurück. „Die Regierung geht aufgrund sinkender Infektionszahlen das Risiko ein, die Aktivitäten wieder zu öffnen, was den Erwartungen der Bürger entspricht. Die grundsätzlichen Vorsichtsmaßnahmen müssen eingehalten werden“, sagte Draghi.

Griechenland „testet“ Tourismus

Aus österreichischer Sicht interessant ist im Hinblick auf die wärmeren Tage des Jahres die Lage in weiteren klassischen Urlaubsländern – in Griechenland etwa stehen trotz zuletzt gestiegener Zahlen die Zeichen auf Öffnung – in der letzten April-Woche sollen Gastroaußenbereiche wieder geöffnet werden. Auch das griechisch-orthodoxe Osterfest Anfang Mai soll – so die derzeitige Absicht der Regierung – ohne größere Einschränkungen gefeiert werden können.

Holländische Touristen am Flughafen von Rhodos
Reuters/Louiza Vradi
Probelauf für die Testphase: Reisende bei ihrer Ankunft in Rhodos am 12. April

Bemerkenswert sind die klaren Signale an Urlaubswillige, die das Tourismusland aussendet. So können Geimpfte oder Getestete ab Montag unter gewissen Bedingungen wieder einreisen. Die Maßnahme ist Teil eines Pilotprojekts, um Bürgern und Bürgerinnen aus der EU und mehreren anderen Ländern die Einreise zu ermöglichen, hieß es. Die Einreise muss über einen von acht dafür vorgesehenen Flughäfen erfolgen – auch darf die angesteuerte Region nicht verlassen werden.

Quarantänepflicht bei Rückkehr nach Österreich

Unter Einhaltung dieser Bestimmungen können Reisende eine einwöchige Quarantäne umgehen, wie sie derzeit noch gilt. Am 14. Mai – also zum offiziellen Saisonbeginn – soll dann alles noch ausgeweitet werden. Im Land selbst müssen sich die Touristinnen und Touristen dann an die geltenden CoV-Regeln halten, etwa die derzeit noch überall geltende Maskenpflicht. Generell ist der Hinweis wichtig, dass für Reisende aus Österreich derzeit bei der Rückkehr nach Österreich weiterhin eine Test- und Quarantänepflicht gilt (Ausnahme gilt derzeit nur für Australien, Island, Neuseeland, Singapur, Südkorea und Vatikan).

Offene Gastro in Kroatien – Zahlen steigen

Im beliebten Urlaubsland Kroatien gelten derzeit weitreichende Beschränkungen – zeitlich befristet sind diese derzeit bis Ende April. Doch sind die Regeln derzeit vergleichsweise großzügig: Verboten sind derzeit etwa öffentliche Veranstaltungen und Versammlungen, an denen mehr als 25 Personen teilnehmen. Auch dürfen derzeit Gastroaußenbereiche geöffnet halten. Der Blick auf die Infektionszahlen zeigt einen klaren Trend nach oben.

Menschen in Cafes in Zagreb
APA/AFP/Denis Lovrovic
Straßenszene in der Innenstadt der kroatischen Hauptstadt Zagreb Ende März

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban äußerte unterdessen seine Ansicht, dass man die Pandemiekrise bis Anfang Juni überstanden haben werde, da bis dahin die Zahl der Geimpften verdoppelt werden könne. Aktuell seien 3,145 der acht Millionen erwachsenen Bürger immunisiert, im Falle von 3,5 Millionen Geimpften werden die Gastroterrassen wieder geöffnet, was kommende Woche erfolgen könnte. Die Volksschulen und Kindergärten werden laut Orban am 19. April öffnen. Die Öffnung von Gymnasien wurde auf den 10. Mai, nach Ende der Maturaprüfungen, verschoben.

Schweiz öffnet am Montag – „vorsichtig“

Bemerkenswert ist die Situation der Schweiz, wo am kommenden Montag weitere Lockerungen in Kraft treten – die Rede ist von einer „vorsichtigen, schrittweisen Öffnung“: so dürfen dann Restaurants ihre Terrassen wieder offen halten. Auch Veranstaltungen mit Publikum sind erlaubt, etwa in Sportstadien, Kinos, Theatern und Konzertsälen – allerdings mit sehr limitierter Besucherzahl (indoor 50, outdoor 100). An Unis läuft wieder Präsenzunterricht.

Die Lage sei zwar „weiterhin fragil“, das „Risiko einer weiteren Öffnung“ sei für den Bundesrat aber „vertretbar“, hieß es offiziell. Beim Blick auf die Infektionen zeigt sich ein West-Ost-Gefälle – während die östlichen Kantone wie Graubünden, Thurgau und St. Gallen (in Letzterem ist die Inzidenz am höchsten, es grenzt wie Graubünden an Österreich) mehr oder minder moderate Zahlen aufweisen, sind im Westen des Landes die Infektionsraten deutlich höher.

Frankreich bleibt vorerst im Lockdown

Dieses Bild zeigt sich auch in Frankreich: Das Land sieht sich mitten in der dritten Welle – doch erkannte die Regierung zuletzt „ermutigende Signale“. Derzeit ist wieder ein Großteil der Geschäfte geschlossen, die Bewegungsfreiheit der Menschen ist eingeschränkt (es gelten eine Zehn-Kilometer-Regel und Einschränkungen nach 19.00 Uhr), und in den Schulen sind die Zeiten für die Osterferien landesweit vereinheitlicht worden.

Frau vor einem Geschäft in Paris
AP/Francois Mori
Eine Frau vor einem geschlossenen Lokal in Paris – bis zu Öffnungen soll es noch dauern

Verschärfte Regeln gelten seit Anfang April, der Präsenzunterricht an Schulen soll nun schrittweise wieder anlaufen – zudem arbeitet die Regierung an der dosierten Wiedereröffnung einiger Kultur-, Freizeit- und Gastronomieeinrichtungen – jedoch sollen diese erst ab Mitte Mai schlagend werden, wie am Freitag aus der Regierung verlautete. Das gelte etwa für Außenrestaurants und Cafeterrassen, hieß es.

Litauen verlängert Lockdown, aber lockert

Bemerkenswert ist das Vorgehen Litauens: Die geltenden Restriktionen wurden zuletzt bis Mitte Mai verlängert – zugleich wurden aber neue Lockerungen beschlossen. Kinos und Theater sollen ab kommender Woche wieder Veranstaltungen mit begrenztem Publikum anbieten können. Auch Einkaufszentren dürfen dann unter der Woche wieder öffnen. Danach sollen Straßencafes und die Gastronomie tagsüber wieder öffnen. Kundinnen und Kunden dürfen dabei nur im Freien bedient werden und maximal zu zweit an einem Tisch sitzen.

Portugal: Einreisen aus GB und Brasilien wieder erlaubt

Portugal indes hat sein seit Ende Jänner geltendes Verbot von Einreisen aus Großbritannien und Brasilien zum Schutz vor neuen CoV-Varianten aufgehoben. Touristische Reisen von Großbritannien oder Brasilien nach Portugal seien aber weiterhin untersagt, teilte das Innenministerium in Lissabon am Freitag mit. Einreisen seien nur aus wichtigen Gründen möglich. Dazu zählen berufliche, familiäre, gesundheitliche und humanitäre Gründe.

Nach erfolgreichen Lockdown-Maßnahmen hat Portugal mittlerweile mit Lockerungen begonnen, am Montag soll die dritte Stufe der Lockerungen in Kraft treten. Mit Ausnahme von etwa einem Dutzend Gemeinden mit hohen Fallzahlen sollen Restaurants, Einkaufszentren, Konzerthäuser, Oberschulen und Universitäten wieder öffnen.