Byron Bay in Australien
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Australien

Touristenort protestiert gegen Netflix-Serie

Der australische Badeort Byron Bay gilt als beliebtes Surferparadies. Der Streamingdienst Netflix will hier eine eigene Serie mit Instagram-Influencern drehen – gegen den Widerstand der Bewohner und Bewohnerinnen der Küstenstadt. Sie protestieren vehement gegen die Drehgenehmigung. Die Dreharbeiten sollen bereits im Mai beginnen.

Mit ihren Surfbrettern demonstrierten Teile der Bevölkerung am Dienstag gegen die Serie. Rund hundert Surfer paddelten ins Meer und formten ein Symbol für Abbruch. Es werden negative Auswirkungen auf den Badeort an der Ostküste Australiens befürchtet.

„Sie würden sich schwertun, auch nur eine Person zu finden“, die den Plan des Streamingdienstes unterstützt, sagte Bürgermeister Simon Richardson gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Sender ABC. Die Region ziehe bereits jetzt 2,5 Millionen Besucher pro Jahr an und brauche keine zusätzlichen Touristen, die von einer „stumpfsinnigen Vision“ angezogen würden.

Anwohneprotest gegen Netflix
AP/Australian Broadcasting Corporation
Protest mit Surfbrettern gegen die geplante Netflix-Serie

„Liebesbrief“ an Byron Bay

Netflix will in seiner Doku-Soap-Serie „Byron Baes“ Influencer porträtieren. Versprochen werden „Kämpfe, Seitensprünge und Herzschmerz“. Es sei ein „Liebesbrief“ an die Küstengemeinde. Diese Liebeserklärung weisen die Bewohner von Byron Bay zurück. Fast 8.000 Menschen unterzeichneten eine Onlinepetition, die den Gemeinderat auffordert, der Serie keine Drehgenehmigung zu erteilen. Auch einige lokale Unternehmen schlossen sich dem Protest an. Sie wollen keine Dreharbeiten auf ihrem Gelände zulassen.

Schon in den vergangenen Jahren zog Byron Bay zahlreiche Stars wie die Schauspieler Chris Hemsworth und Zac Efron an. Das gestiegene Interesse an dem Ort führte zu steigenden Hauspreisen. Viele Einheimische können sich die Unterkunft nicht mehr leisten. Sie befürchten nun, dass sich mit der Serie Umweltprobleme und der Wohnungsmangel noch beschleunigen könnten.

Anwohneprotest gegen Netflix
AP/Australian Broadcasting Corporation
Rund 8.000 Menschen unterzeichneten eine Petition, die ein Nein zur Drehgenehmigung fordert

Falsche „Fantasiewelt“

Die Serie würde „aus unserer kleinen Heimatstadt eine Fantasiewelt machen“, sagte ein indigener Bewohner der Stadt im „Guardian“-Interview. Es gebe hier aber riesige Umweltprobleme und große soziale Probleme. Er kritisierte zudem, dass niemand aus dem Produktionsteam die Menschen zuvor kontaktiert habe. Das sei bei anderen großen Produktionen nicht so gewesen.

Laut „Guardian“ beriet sich Netflix vor der Ankündigung seiner Pläne mit einigen Bewohnern und Vertretern der Landes- und der Bundesregierung. Zudem würden zahlreiche Arbeitsplätze durch den Dreh geschaffen. „Die Show ist authentisch und ehrlich“, hieß es von Netflix gegenüber dem „Guardian“. Zudem sei es das Ziel, den Schleier der Influencer-Kultur zu lüften, „um die Motivation, den Wunsch und den Schmerz hinter diesem sehr menschlichen Bedürfnis, geliebt zu werden, zu verstehen“.

Veränderung der Stadt zeigen

Das Unternehmen habe sich bewusst für den Ort entschieden. Die Idee zu dieser Serie sei bei einem Besuch der Küstenstadt gekommen, sagte der Produzent Julian Morgans gegenüber ABC. Der Ort, der für Hippies berühmt gewesen sei, habe sich stark verändert, man sehe nun Geld und Macht. Das habe er zeigen wollen.

Diesem Zugang widersprechen viele Einheimische vehement. „Wenn Sie etwas über Byron Bay machen wollen, dann reden Sie über die echten Leute von Byron Bay“, sagte eine Einwohnerin – und nicht über die Leute, die in den letzten Jahren „mit ihrem schönen Gewand, ihren tollen Kindern und Müttern mit bewundernswerten Körpern“ gekommen seien.