Armenier erinnern an Völkermord im Ersten Weltkrieg

In der Südkaukasus-Republik Armenien haben Menschen an die Massaker an Armeniern während des Ersten Weltkrieges im Osmanischen Reich erinnert. Anlässlich des 106. Jahrestags legten der armenische Präsident Armen Sarkissjan und Ministerpräsident Nikol Paschinjan heute am Genozidmahnmal Zizernakaberd in der Hauptstadt Eriwan Blumen nieder.

Das Thema sorgt immer wieder für Spannungen mit der Türkei, die als Nachfolgerin des Osmanischen Reiches eine Einstufung als Völkermord vehement zurückweist. Eine Anerkennung der Gräueltaten als Genozid durch den deutschen Bundestag im Jahr 2016 belastete die deutsch-türkischen Beziehungen schwer. Im April 2015 hatte auch der österreichische Nationalrat die Gräueltaten als Völkermord verurteilt. Ankara zog deswegen zeitweise den Botschafter aus Wien ab.

US-Präsident Joe Biden hatte im Wahlkampf versprochen, die Gräueltaten als Völkermord anzuerkennen. Ein solcher Schritt würde jedoch die ohnehin belasteten Spannungen mit der Türkei weiter verschärfen.

Bis zu 1,5 Millionen Opfer

Während des Ersten Weltkriegs waren die christlichen Armenier der Kooperation mit dem Zarenreich verdächtigt und unter anderem auf Todesmärsche in die syrische Wüste geschickt worden. Historiker sprechen von Hunderttausenden bis zu 1,5 Millionen Opfern in den Jahren 1915 und 1916. Die Türkei hält die Zahlen für überzogen und gesteht den Tod von 300.000 bis 500.000 Armeniern während des Ersten Weltkrieges ein. Dutzende Staaten und Organisationen sprechen hingegen von Genozid.

Bereits gestern Abend hatten sich Tausende Armenier zu einem Gedenkmarsch versammelt. Mit Fackeln zogen sie durch Eriwan und verbrannten dabei auch eine türkische Flagge. Sie verlangten von der Regierung in Ankara, die Massaker an ihrem Volk als ersten Genozid des 20. Jahrhunderts anzuerkennen.