Vauxhall Bridge on the river Thames with the HQ building of Mi6 behind
Getty Images/iStockphoto/Chris Mansfield
Britischer Geheimdienst MI6

Klimabemühungen anderer Länder im Visier

Der britische Geheimdienst MI6 schaut anderen Staaten bei ihrem Kampf gegen die Klimakrise auf die Finger. Man helfe dabei zu prüfen, ob andere bei ihren Klimaschutzversprechen „fair spielen“, sagte Geheimdienstchef Richard Moore in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit Times Radio. „Natürlich spielen wir auf diesem Gebiet eine Rolle.“

„Wie jemand so schön zu sagen pflegte: ‚Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser‘“, sagte Moore. Der Klimaschutz funktioniere nur, wenn jeder mitmache und sich fair verhalte. „Gelegentlich“ müsse deshalb überprüft werden, ob das auch der Fall sei. Die Klimakrise sei „der oberste Tagesordnungspunkt der internationalen Außenpolitik für dieses Land und den Planeten“.

Moore steht seit Juli vergangenen Jahres an der Spitze des durch die „James Bond“-Filme bekannt gewordenen MI6 – er ist der erste MI6-Chef der Geschichte, der sich in einem Rundfunkinterview zur Arbeit seiner Behörde geäußert hat.

„Licht an Orte bringen, wo Menschen das nicht wollen“

In dem Interview sprach er auch über das komplizierte Verhältnis zu China, das ein Land mit „ganz anderen Werten“ sei und der größte Treibhausgasproduzent der Erde. Dabei brauche es die richtige Balance, um zum einen angemessen auf die Lage in Hongkong zu reagieren sowie die akademische Freiheit und das geistige Eigentum Großbritanniens zu verteidigen, zum anderen aber auch eine „positive Beziehung“ zu den Chinesen zu pflegen.

Der Klimawandel sei in der Hinsicht ein gutes Beispiel, sagte Moore. „Leute verschreiben sich Verpflichtungen zum Klimawandel, und es ist unser Job sicherzustellen, dass das, was sie wirklich tun, das widerspiegelt, wozu sie sich verpflichtet haben.“ Weiter sagte er: „Es ist unser Job, Licht an Orte zu bringen, wo Menschen das vielleicht nicht wollen.“

Johnson setzte sich ehrgeizige Ziele

Zuletzt hatte die britische Regierung angekündigt, ihre Bemühungen im Kampf gegen die Klimakrise noch einmal zu verstärken. Nach den Worten von Premierminister Boris Johnson soll der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen bis 2035 um 78 Prozent im Vergleich zum Niveau der 1990er Jahre reduziert werden. Das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, könne damit bereits bis 2037 zu zwei Dritteln erreicht werden.

Erstmals sei dabei auch der britische Anteil am globalen Flug- und Schiffsverkehr einberechnet worden, hieß es in einer Mitteilung des britischen Umweltministeriums. „Wir wollen die Messlatte im Kampf gegen den Klimawandel weiter anheben“, so Johnson. Es handle sich um „das weltweit ambitionierteste Ziel für die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen“ und solle auch gesetzlich verankert werden.

Labour: Ankündigungen mehrfach nicht umgesetzt

Nach Ansicht von Expertinnen und Experten ist dafür ein erheblicher Wandel im täglichen Energiekonsum der Briten erforderlich. Mehr Elektrofahrzeuge auf den Straßen, mehr Windkraft und Verzicht auf Fleisch- und Milchprodukte seien dazu notwendig. Die oppositionelle Labour-Partei kritisierte, Johnson habe in der Vergangenheit bereits mehrfach Ankündigungen gemacht, die aber nicht in die Tat umgesetzt worden seien.

Der Vorstoß aus London kam nur wenige Tage vor einem Onlineklimagipfel, zu dem US-Präsident Joe Biden geladen hat. Dort wiederholte Johnson seine Ankündigung und lobte zugleich das neue US-Klimaziel, den eigenen Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um rund 50 Prozent zu senken. Er sprach in seiner Rede von einer „bahnbrechenden“ Ankündigung Bidens. Im November soll im schottischen Glasgow die 26. UNO-Klimakonferenz stattfinden.