Bodenmahnmal mit Flugblättern der „Weißen Rose“ vor der Ludwig-Maximilians-Universität in München
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Weiße Rose

„Wir sind Euer böses Gewissen"

Ab dem Sommer 1942 hat die Widerstandsgruppe Weiße Rose Flugblätter verfasst und verteilt, in denen sie zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufgerufen hat. Der Kern der Gruppe bestand aus jenen sechs Personen, die 1943 von der Gestapo verhaftet und hingerichtet wurden: Sophie Scholl, Hans Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf und Kurt Huber.

Außer dem 50-jährigen Huber, der Professor für Philosophie, Psychologie und Musikwissenschaft an der Universität München war, waren die Mitglieder der Weißen Rose Studierende. Zwischen 1917 und 1924 geboren, stammten sie überwiegend aus bürgerlichen Elternhäusern. Die meisten späteren Mitglieder, so auch die Geschwister Scholl, waren zunächst in der Hitlerjugend bzw. im Bund deutscher Mädel aktiv, ehe der anfänglichen Begeisterung Ernüchterung über das totalitäre Nazi-Regime folgte.

Ihre Bedeutung erlangte die Gruppe durch die Verbreitung von sechs Flugblättern mit radikaler Kritik an dem damaligen Regime. Im Juni und Juli 1942 verfassten Hans Scholl und Schmorell gemeinsam die ersten vier Texte, die in einer Auflage von 100 Stück mit der Post versandt wurden. Ihre Überschrift „Flugblätter der Weißen Rose“ hat der Gruppe den Namen gegeben. Am fünften und sechsten Flugblatt mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren waren auch Sophie Scholl und Graf beteiligt.

Festnahme und Verurteilung

Im Sommer 1942 entwarfen und verbreiteten Hans Scholl und Schmorell die ersten vier Flugblätter der Weißen Rose. Schmorell lernte Hans Scholl 1941 beim Medizinstudium kennen. Ende Jänner 1943 erschien das fünfte Flugblatt. Hans Scholl, Schmorell und Graf verteilten rund 5.000 Exemplare nachts in der Münchner Innenstadt. Im Februar wurde das von Huber verfasste sechste Flugblatt gedruckt und verteilt. Ebenfalls im Februar richtete die Gestapo eine Sonderkommission ein, die ermitteln sollte, wer hinter den regimekritischen Flugblättern steckt.

Am 18. Februar 1943 wurden die Geschwister Scholl beim Auslegen des sechsten Flugblatts in der Ludwig-Maximilians-Universität in München entdeckt und der Polizei ausgeliefert. Zwei Tage später wurde Christoph Probst verhaftet. Am 22. Februar wurden die Geschwister Scholl und Probst nach einem Schauprozess vom Volksgerichtshof zum Tod durch das Fallbeil verurteilt. Das Urteil wurde am selben Tag vollstreckt.

Schmorell, Graf und Huber wurden in einem zweiten Prozess zum Tode verurteilt. Schmorell und Huber wurden am 13. Juli 1943 hingerichtet. Von Graf erhoffte sich die Gestapo Aufschluss über weitere Mitglieder der Vereinigung in anderen Städten. Er wurde am 12. Oktober hingerichtet. Weitere Mitangeklagte der Weißen Rose wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt.

„Bitte vervielfältigen und weitersenden!“

Bis zur Festnahme und Verurteilung der Geschwister Scholl hatte die Gestapo keine Spur zu jener geheimnisvollen Widerstandsbewegung, die nachts Flugblätter in München verteilte und Anti-Hitler-Parolen an Hauswände schrieb. Die Weiße Rose hatte ihre Aktivitäten nach der verheerenden Schlacht von Stalingrad mit Hunderttausenden toten Soldaten verstärkt.

Mit den Aktionen versuchten sie eine Welle des Widerstands gegen das NS-Regime auszulösen. „Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen, die Weiße Rose lässt Euch keine Ruhe“, heißt es im vierten Flugblatt. Und: „Bitte vervielfältigen und weitersenden!“ Tausende Kopien des sechsten Flugblatts der „Weißen Rose“ wurden im Dezember 1943 von britischen Bombern über Deutschland abgeworfen.