Rainer Seele
Reuters/Heinz-Peter Bader
Keine Vertragsverlängerung

OMV-Chef Seele nimmt 2022 seinen Hut

Die OMV muss einen neuen Chef oder eine neue Chefin suchen. Der bisherige Mann an der Spitze des börsennotierten Ölkonzerns, Rainer Seele, lässt seinen Vertrag im kommenden Jahr auslaufen. Seele war zuletzt wegen Medienberichten über die Überwachung von Umweltschützern und angeblicher Unkorrektheiten bei der Übernahme des Chemiekonzerns Borealis zunehmend unter Druck geraten.

Der 60-jährige Deutsche steht seit 1. Juli 2015 an der Spitze des teilstaatlichen Mineralöl- und Gaskonzerns. Am Montag gab die OMV in einer Mitteilung bekannt, dass Seele die Option auf eine Verlängerung um ein weiteres Jahr nicht in Anspruch nehmen wird. Die aktuelle Funktionsperiode endet damit automatisch am 30. Juni 2022.

Seele habe den Aufsichtsratsvorsitzenden Mark Garrett über seine Entscheidung informiert, hieß es in der OMV-Mitteilung. Motiv dafür seien persönliche Gründe, sagte Seele, ohne diese näher auszuführen. Ein möglicher Nachfolger oder eine mögliche Nachfolgerin wurde von der OMV nicht genannt.

OMV-Chef geht

OMV-Chef Rainer Seele wird in etwas mehr als einem Jahr, Ende Juni 2022, seinen Posten an der Spitze des Öl- und Gasriesen abgeben. Seele gibt dafür persönliche Gründe an.

Spionagevorwürfe von Umweltschützern

Vor knapp zwei Wochen tauchten Spionagevorwürfe gegen das Unternehmen auf. Die Umweltschutzorganisationen Greenpeace und „Fridays for Future Austria“ warfen der OMV vor, Umweltaktivisten ausspioniert und durch Sicherheitsleute infiltriert zu haben. Das Magazin „Dossier“ hatte über OMV-Aufträge an die britische „Spionagefirma“ Welund berichtet. Greenpeace forderte daraufhin den Rücktritt Seeles wegen dessen „demokratiefeindlichen Kurses“.

Die Umweltschützer wandten sich auch an die Politik. Sie forderten Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) auf, von der OMV-Führung die Offenlegung aller Verträge mit „Spionagefirmen“ zu verlangen. Reagiert haben der grüne Vizekanzler Werner Kogler und die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler, die eine „umfangreiche und rasche Aufklärung“ seitens der OMV forderten. Diese lud die Organisationen zu einem Gespräch ein.

OMV-Sprecher Andreas Rinofner sagte, dass die Berichte über eine Überwachung von Umweltschützern in Neuseeland u. a. mit Peilsendern „schlichtweg falsch“ seien. „Es wurden hundertprozentig keine Personen überwacht.“ Es seien lediglich öffentlich zugängliche Informationen gesammelt und aufbereitet worden, etwa in Medien, Social Media und im Internet.

Kritik an Borealis-Deal

Kritik gab es auch an der milliardenschweren Übernahme des Petrochemiekonzerns Borealis. Die OMV habe für die Borealis-Anteile einen zu hohen Kaufpreis bezahlt und ihren Aufsichtsrat über den Deal nicht ausreichend informiert, schrieb „Dossier“. Daraufhin ließ die OMV-Führung das Magazin auf 130.000 Euro Schadenersatz klagen.

„Der Bericht von ‚Dossier‘ hat unserer Ansicht nach einen Reputationsschaden angerichtet, der auch in zahlreichen Gesprächen mit Journalistinnen spürbar war. Wir haben uns daraufhin zu einer ursprünglich nicht geplanten Werbekampagne entschlossen, die ausschließlich der Borealis-Transaktion gewidmet war“, hieß es seitens der OMV.

Greenpeace begrüßt Rückzug

Der angekündigte Rückzug Seeles sei für Greenpeace „ein längst überfälliger Schritt“. Nun müsse die OMV „zu einem zukunftsfähigen und transparenten Konzern umgebaut werden“, so Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit am Montag laut einer Aussendung. Zudem müssten die Vorwürfe der Überwachung von Umweltschützern rasch aufgeklärt und die Klage gegen „Dossier“ sofort zurückgezogen werden, so Egit.

Selbiges forderte auch der Klima- und Energiesprecher der Grünen, Lukas Hammer. „Solche Methoden haben in einer Demokratie ebenso wenig Platz wie Einschüchterungsversuche gegen kritische Journalistinnen und Journalisten.“ Den Abgang des OMV-Chef bezeichnete Hammer als „längst fällige und richtige Entscheidung“. Viel zu lange habe der Konzern unter Seele die Klimakrise ignoriert und weiter angeheizt. „Mehr denn je braucht es nun eine strategische Neuausrichtung und einen klaren Weg Richtung Klimaneutralität 2040“, so Hammer.

Datenschutzbehörde ermittelt

Daneben machen Seele auch konzerninterne Streitigkeiten rund um den Betriebsrat zu schaffen. Mehrere Medien berichteten in den vergangenen Wochen und Monaten über harte interne Machtkämpfe zwischen Belegschaftsvertretern – insbesondere nach der Borealis-Übernahme – sowie über interne Untersuchungen von OMV-Mitarbeitern ohne vorangegangene Einbindung des Betriebsrats.

Laut „Dossier“ ermittelt unterdessen die Datenschutzbehörde (DSB) gegen die OMV, die im Frühjahr 2021 E-Mails und Diensthandys von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – mit deren Einwilligung – durchsuchen ließ. „Wir haben ein Verfahren gegen die OMV AG eingeleitet“, zitierte „Dossier“ am Freitag den stellvertretenden DSB-Leiter Matthias Schmidl.