Forscher drängen auf besseren Datenzugang

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler drängen auf einen besseren Datenzugang zur Bekämpfung der Coronavirus-Krise. So kritisiert der Komplexitätsforscher Peter Klimek, dass nicht erhoben wird, welche Berufe mit besonders hohem Ansteckungsrisiko verbunden sind.

Die Ampelkommission hat daher zuletzt die Verknüpfung der Gesundheitsdaten von Bund, Ländern und Sozialversicherungen gefordert.

So soll unter Einbindung der Krankenhausdaten der Länder geprüft werden, inwiefern (Re)Infektionen zu schweren Krankheitsverläufen führen. Aber auch der „sozioökonomische Status“ der Erkrankten (also etwa Beruf, Einkommen und Bildung) soll pseudonymisiert ausgewertet werden.

Damit könnte geklärt werden, ob in bestimmten Branchen ein höheres Ansteckungsrisiko herrscht, sagte Klimek gegenüber der APA und verwies auf Norwegen.

Beispiel Norwegen

Das Norwegische Institut für öffentliche Gesundheit habe nämlich im November Kellnerinnen und Kellner als Berufsgruppe mit dem höchsten Infektionsrisiko identifiziert. Danach folgen andere Jobs mit viel Kundenkontakt – etwa Schaffner, Bus- und Taxifahrer sowie Ärztinnen und Ärzte, aber auch Reinigungspersonal und Kinderbetreuer.

Für Österreich liegen derartige Auswertungen nicht vor, obwohl alle nötigen Informationen vorhanden wären. Denn jede mit CoV infizierte Person wird im Epidemologischen Meldesystem (EMS) erfasst.

Diese Daten könnte man über Personenkennzeichen mit Informationen der Sozialversicherung verknüpfen. Das ist derzeit aber nicht erlaubt, kritisierte Klimek: „Damit kann man nicht herausfinden, ob es Berufsgruppen gibt, die sich häufiger oder weniger häufig anstecken. Das wäre aber gut zu wissen, um Öffnungsschritte zu planen.“

Sozialversicherung will Führung

Der Chef des Dachverbands der Sozialversicherungsträger, Peter Lehner (ÖVP), könnte sich eine Auswertung der Daten durchaus vorstellen. Er sagte auf APA-Anfrage allerdings, dass die Daten im Bereich der Sozialversicherung bleiben sollten, weil dort auch der Elektronische Gesundheitsakt (ELGA) liegt.

„Wir haben unsere gesicherten Netze“, verwies Lehner auf den nötigen Datenschutz. Einbeziehen möchte Lehner neben den EMS-Daten des Bundes auch Spitals- und Pflegedaten der Länder. Das große Thema laute nun: „Wer transferiert seine Daten wohin?“ Er kämpfe jedenfalls dafür, dass die Daten bei der Sozialversicherung zusammengehen.

Erste Datenplattform eingerichtet

Bereits eingerichtet wurde eine erste Datenplattform allerdings bei der dem Sozialministerium unterstellten Gesundheit Österreich GmbH. Außerdem ist im Regierungsprogramm die Errichtung eines „Austrian Micro Data Center“ (AMDC) bei der Statistik Austria vorgesehen.

Dort sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine zentrale Anlaufstelle für die Forschung mit „Registerdaten“ erhalten. Die nötigen Gesetzesänderungen wurden bisher aber nicht vorgelegt, weshalb der Forschungsrat vorige Woche zur raschen Umsetzung drängte.