Moskauer Festival verbannt Film über Jagd auf Schwule

Beim Internationalen Filmfestival in Moskau ist ein Kurzfilm über die Jagd von Skinheads auf Schwule nach Protesten aus dem Programm genommen worden. Das Aufführungsverbot für „Fanaty“ (Dt.: „Besessene“) von Regisseur Wsewolod Galkin sorgt seit Tagen für Kontroversen in Russland.

Kuratorin spricht von „Missverständnis“

Die Kuratorin des Festivals, Irina Pawlowa, sprach von einem Versehen, dass der Film überhaupt ins Programm aufgenommen worden sei. „Es gab ein Missverständnis“, sagte sie russischen Medien zufolge. Weshalb der Film nicht gezeigt werden sollte, sagte sie aber nicht. Es habe sich nicht gelohnt, für eine Aufführung zu kämpfen.

Der Kurzfilm handelt von zwei Skinheads aus Moskau, die Schwule und Lesben jagen. In der Mitte der Handlung werde klar, dass die beiden Männer ein Verhältnis miteinander hätten, sagte Galkin. Der Streifen gehe der „Krise der Männlichkeit und den Folgen der homophoben Rhetorik in den Staatsmedien“ nach. Der Kurzfilm beruhe auf einer wahren Geschichte: Fußballfans sollen es 2016 auf lesbische, schwule, bi-, trans- und intersexuelle Menschen (LGBTI) abgesehen haben.

Protest von Fußballfans

Fußballfans fühlten sich von dem Film unter Generalverdacht gestellt und protestierten. Der russische Regisseur sprach von Drohungen gegen ihn. Auf Facebook postete er heute Aufführungstermine in Aids-Aufklärungszentren etwa in Moskau und Nischni Nowgorod östlich der russischen Hauptstadt. Andere Filmschaffende meinten, das Aufführungsverbot sei die „beste PR für den Film überhaupt“ gewesen.

Erst Anfang des Monats war bei einem Dokumentarfilmfestival in Moskau ein Film über einen schwulen Mann aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien aus dem Programm genommen worden. Russlands Führung steht seit Langem international in der Kritik, mit ihrer Politik Hass gegen sexuelle Minderheiten zu schüren. In Russland sehen sich LGBTI-Menschen immer wieder Anfeindungen und gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt.