Bereitschaft zum Testen steigt – aber zu langsam

Die Bereitschaft, sich auf das Coronavirus testen zu lassen, ist in Österreich gestiegen, allerdings zu langsam, um die Teststrategie zum Erfolg werden zu lassen.

Die Bevölkerung sei zwischen Mitte März und Mitte April deutlich öfter testen gewesen als in den Monaten zuvor, sagte der Wirtschaftssoziologe und Leiter des Austria Corona Panel (ACPP) der Uni Wien, Bernhard Kittel, das seit vier Monaten regelmäßig 1.500 Menschen nach ihren Testgewohnheiten befragt, gegenüber Ö1.

40 Prozent gehen kaum oder gar nicht testen

Zwischen Mitte März und Mitte April hat sich ein Viertel der Menschen mehr als einmal pro Woche testen lassen, wie aus der aktuellsten repräsentativen Umfrage des ACPP hervorgeht. Die Kehrseite ist, dass ein weiteres Viertel der Bevölkerung in vier Wochen kein einziges Mal testen war. Dazu kommen 15 Prozent, die in dem Zeitraum nur einmal testen waren. Vier von zehn gehen also nach wie vor sehr selten oder nie testen.

„Sie mögen alle ihren individuellen Grund dafür haben. Aber aus einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive sind es einfach zu wenige, die sich beteiligen, um eine Teststrategie dann auch tatsächlich erfolgreich werden zu lassen“, so Kittel. Das sehe man daran, dass Infektionsraten viel zu langsam nach unten gingen.

Hohe Testbereitschaft bei Geimpften und Genesenen

Gefragt wurde auch nach schon erfolgten Impfungen und überstandenen CoV-Infektionen. Hier sei man zu einem „erstaunlichen“ Befund gekommen, so Kittel: Personen, die bereits eine Impfung erhalten hätten und Personen, die schon eine Infektion überstanden haben, gingen häufiger testen als jene, „die weder noch hatten“, sagte der Forscher.

Hier sei eine selbst erfüllende Prophezeiung zu beobachten: „Diejenigen, die meinen, testen sei nicht effektiv, gehen auch nicht testen und tragen dazu bei, dass die Teststrategie ineffektiv wird“, sagte Kittel.

Experte gegen Testpflicht

Mehr getestet wurde in allen Bundesländern, auch im Osten mit den Lockdowns. Vor allem aber die Öffnung in Vorarlberg ab Mitte März hat sich sehr deutlich ausgewirkt, so Kittel. Im März hätten sich zehn Prozent der Bevölkerung häufiger als viermal in vier Wochen testen lassen, im April seien es 40 Prozent gewesen.

Seit Jänner ist die Testbereitschaft also gestiegen, resümierte Kittel gegenüber Ö1, für eine erfolgreiche Pandemiebekämpfung aber zu langsam. Von einer Testpflicht hält er aber nichts. „Wir haben das offensichtlich in unserer österreichischen Kultur sehr stark ausgeprägt, dass in dem Moment, wo etwas zur Pflicht gemacht wird vonseiten des Staates, die Suche nach Schlupflöchern losgeht.“ Deshalb sei es wichtiger, „Überzeugungsstrategien“ zu finden und „nicht immer mit Verordnungen zu winken“.