Wie die Zeitung „The Times“ berichtete, teste man unter der Aufsicht des Epidemiologen und Regierungsberaters Chris Whitty zwei Optionen. Entweder werde man mit modifizierten Impfstoffen arbeiten, die auch gegen neue Varianten wirksam seien, oder die dritte Impfung werde mit den Vakzinen von Pfizer und Biontech, AstraZeneca und Moderna vorgenommen. Das sind die drei derzeit zugelassenen Impfstoffe.
Zu diesem Zweck bestellte die britische Regierung 60 Millionen Dosen von Pfizer und Biontech. Das ist mehr als eine Verdoppelung der bisherigen Bestellungen des Vakzins, von dem London damit insgesamt 100 Millionen Dosen kauft, damit sollen Auffrischungsimpfungen im Herbst im großen Stil möglich werden. Gesundheitsminister Matt Hancock hatte das zuletzt angekündigt und betont, dass die Pläne dafür derzeit ausgearbeitet werden.
Studie zu bester Wirksamkeit
Wie die Auffrischungskampagne im Herbst genau ablaufen wird, hängt von Studien, wie die Verabreichung unterschiedlicher Impfstoffe wirkt, ab. Die Frage ist, ob sich der Schutz erhöht, wenn man bei der Auffrischung einen anderen Impfstoff erhält. Eine entsprechende Studie soll im Juni beginnen. Diese soll zeigen, welche Impfung den höchsten Schutz bietet, welche gegen die meisten Varianten wirkt und wie man die Impfung am besten zeitlich plant.

Auch in Israel fix
Rund zwei Wochen vor Großbritannien schloss auch Israel einen Deal mit Pfizer über die Lieferung von Millionen Dosen im Herbst für ein Auffrischungsprogramm ab. Israel hofft, dass das Vakzin dann bereits modifiziert ist und besser gegen verschiedene Varianten schützt, wie Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei der Präsentation des Deals sagte. Auch Moderna soll angekauft werden. In dem Land mit etwa neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern sind bereits mehr als fünf Millionen vollständig geimpft.
Als nächstes hofft Israel auf die Zulassung des Pfizer-Vakzins für Zwölf- bis 16-Jährige. Die Bevölkerung ist deutlich jünger als etwa in Österreich, und zur Erreichung einer noch höheren Durchimpfungsrate sind Impfungen in dieser Altersgruppe unerlässlich. Dabei orientiert sich das Land an der US-Zulassungsbehörde FDA. Das grüne Licht der FDA könnte bereits in den nächsten Tagen erfolgen, wie zuletzt Medien berichteten.
Für Österreich und EU noch weit weg
Auch für Österreich ist im Herbst wohl mit einer Auffrischungskampagne zu rechnen. So ist die Dauer des durch die Impfung gegebenen Schutzes noch nicht ganz klar. Insbesondere aber dürfte sich die Wirksamkeit mit Verbreitung von Virusvarianten verringern. Um die Pandemie so zu regulieren, dass eine Rückkehr zur Normalität in Wirtschafts- und Gesellschaftsleben dauerhaft möglich wird, werden daher Auffrischungsimpfungen ein wichtiger Baustein sein.
Aus dem Gesundheitsministerium hieß es gegenüber dem „Standard“, man gehe davon aus, dass – wie bei anderen Impfungen auch – Auffrischungen für einen „dauerhaften Schutz notwendig“ sein werden. „Wann dies jedoch genau sein wird, ist noch nicht geklärt.“
Allerdings ist sowohl in Österreich als in der gesamten EU derzeit das Augenmerk auf die aktuelle Impfkampagne gerichtet. Diese ist erst zu Ostern im großen Stil ins Rollen gekommen, und nun gilt es, bis zum Sommerbeginn einem möglichst großen Teil der erwachsenen Bevölkerung zumindest die erste Teilimpfung zu ermöglichen. Entscheidend ist das nicht zuletzt für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Gerade für Österreich ist eine Wiederbelebung des Tourismus im Sommer von ganz zentraler Bedeutung.