Handke in Serbien und Republika Srpska ausgezeichnet

Der Schriftsteller Peter Handke hat am Wochenende Serbien und die Republika Srpska besucht. Während seiner ersten Reise in die Region seit der Zuerkennung des Literaturnobelpreises 2019 nahm Handke mehrere hohe staatliche Orden entgegen.

Die Vergabe der höchsten Literaturauszeichnung der Welt an Handke war umstritten, weil sich der Literat während der Jugoslawien-Kriege (1991–1999) und danach mit der serbischen Seite solidarisierte. Nach Ansicht von Kritikern bagatellisierte oder leugnete er die von Serben begangenen Kriegsverbrechen. In seiner Stockholmer Nobelpreisrede ging er auf die Vorwürfe nicht ein.

Orden der Republika Srpska entgegengenommen

In Banja Luka, der Hauptstadt der Republika Srpska (RS), nahm er bereits am Freitag den Orden der Republika Srpska entgegen, den ihm RS-Präsidentin Zeljka Cvijanovic überreichte. In der ostbosnischen Stadt Visegrad ehrte ihn der Filmregisseur Emir Kusturica am selben Tag mit dem Großen Ivo-Andric-Preis.

Treffen mit Vucic

Gestern Abend reiste Handke nach Belgrad, er wurde in der Kanzlei des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic erwartet. Vucic überreichte ihm den Karadjordje-Orden. Die höchste staatliche Auszeichnung Serbiens war bereits im Vorjahr zuerkannt worden, Handke war es damals aber nicht möglich, nach Belgrad zu reisen.

Vucic dankte Handke laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA für alles, was er für Serbien und das serbische Volk getan habe. Der Dichter selbst sagte laut der italienischen Nachrichtenagentur, er habe keine so hohe Anerkennung erwartet. „Ich wusste nur, dass ich den Präsidenten treffen und mit ihm einen Kaffee trinken würde. Ich habe mich nicht vorbereitet.“

Bestürzung in Sarajevo

In Sarajevo reagierte man mit Ablehnung und Bestürzung auf Handkes Triumphzug durch die serbischen Lande. Die örtlichen Medien bezeichneten den Literaten durchgängig als „Genozidleugner“. Tatsächlich streiten die Politiker und Intellektuellen, mit denen Handke in der RS medienwirksam posierte, die von Serben begangenen Kriegsverbrechen ab.

Darunter fällt das Massaker an mehr als 8.000 Männern und Buben in der ostbosnischen Enklave Srebrenica im Juli 1995, aber auch die Ermordung von mehr als 1.600 bosnischen Muslimen im Jahr 1992 in der Kleinstadt Visegrad.

„Die für jeden offensichtliche Wahrheit zu leugnen, dass Menschen aufgrund ihrer Religion und ethnischen Zugehörigkeit getötet wurden – ist das nicht Faschismus?“, sagte Zeljko Komsic, das kroatische Mitglied des bosnischen Staatspräsidiums, dem Nachrichtensender N1. „Handke mag ein Nobelpreisträger zum Quadrat sein, aber in den Tiefen seiner Seele ist er ein Faschist.“