Bill Gates und seine Frau Melinda
Reuters/Rick Wilking
Trennungsgrund?

In Gates-Scheidung taucht Fall Epstein auf

Vor einer Woche haben Microsoft-Gründer Bill Gates (65) und seine Ehefrau Melinda (56) in einer gemeinsamen Erklärung das baldige Ende ihrer Ehe bekanntgegeben. Gründe dafür nannten sie nicht. US-Medien spekulieren seither darüber. Ein Bericht bringt den Sexstraftäter Jeffrey Epstein ins Spiel.

Wie das „Wall Street Journal“ („WSJ“) unter Berufung auf offizielle Dokumente und mit der Angelegenheit vertraute Personen zuletzt berichtete, habe Melinda Gates bereits im Oktober 2019 Verbindung mit Scheidungsanwälten aufgenommen. Just zu dem Zeitpunkt, als der Kontakt von Bill Gates mit dem verurteilten und inzwischen in Haft verstorbenen Sexualstraftäter und Milliardär Epstein bekanntgeworden war. Die Ehe sei danach „unwiederbringlich zerbrochen“, schrieb das „WSJ“.

Melinda Gates sei über den Umgang ihres Mannes mit Epstein besorgt gewesen. Die beiden hätten sich mehrfach im Haus von Epstein in Manhattan getroffen, einmal bis in die späte Nacht hinein, hatte die „New York Times“ im Oktober 2019 enthüllt. Eine Sprecherin des Unternehmers hatte das damals bestätigt und erklärt, es sei dabei um Wohltätigkeitszwecke gegangen.

Plakat von Jeffrey Epstein
APA/AFP/Stephanie Keith
Der US-Geschäftsmann und Sexualverbrecher Epstein starb am 10. August im Gefängnis

„Keine Geschäftsverbindung oder Freundschaft“

„Bill Gates bedauert es, sich jemals mit Epstein getroffen zu haben, und erkennt an, dass es ein Fehler war, dies zu tun“, sagte die Sprecherin damals. Laut „WSJ“ hatten Bill und Melinda Gates Epstein im Jahr 2013 kennengelernt. Schon zu diesem Zeitpunkt habe Melinda ihre Bedenken über den Geschäftsmann geäußert und gesagt, dass sie sich unwohl in seiner Nähe fühle.

Der Fall Epstein

Der Investmentbanker Jeffrey Epstein soll einen Missbrauchsring zur sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen mit Dutzenden Opfern unterhalten haben. Wenige Wochen nach seiner Festnahme wurde er im Sommer 2019 in seiner New Yorker Gefängniszelle tot aufgefunden – laut Gerichtsmedizin beging er Suizid.

Bill Gates und einige Mitarbeiter der Bill & Melinda Gates Foundation hielten den Kontakt dennoch aufrecht, wie ein ehemaliger Angestellter der Organisation sagte. „Ich habe ihn getroffen. Ich hatte keine Geschäftsverbindung oder Freundschaft mit ihm“, sagte Gates dem „WSJ“ 2019 in einem Interview bezüglich seiner Beziehung zu Epstein. Zu dieser Aussage stehe er weiterhin, zitierte das „WSJ“ seine Sprecherin nun. Mehr werde er dazu nicht sagen. Die Sprecher von Melinda Gates hätten auf Anfragen von „WSJ“ nicht reagiert, so das Blatt.

Jedenfalls hätten die Gates ihre Scheidung schon länger geplant und im Hintergrund alles geregelt. Anfang 2020 überraschten sie, als sie ihre Teilnahme am Weltwirtschaftsforum in Davos absagten. Einige Monate später gab Bill Gates bekannt, sein Verwaltungsratsmandat bei Microsoft niederzulegen. Gates wolle mehr Zeit für seine verschiedenen wohltätigen Engagements gewinnen, hieß es.

Schlammschlacht unwahrscheinlich

Die Gates seien bereits dabei gewesen, ihr enormes Vermögen, das vom Magazin „Forbes“ auf 120 Milliarden Dollar geschätzt wird, aufzuteilen, so das „WSJ“. Das Noch-Ehepaar habe eine öffentliche Schlammschlacht vermeiden wollen, sagten Vertraute dem US-Magazin „People“ zuvor. Deshalb habe Bill Gates bereits ein Milliardenvermögen an seine Frau übertragen.

Oberstes Interesse sei, keine Glaubwürdigkeit zu verspielen, um weiter gemeinsam die Ziele der Bill & Melinda Gates Foundation erreichen zu können. Zu viel Wirbel wegen der Scheidung wäre da nicht gut. Im Jahr 2000 hatten Bill und Melinda Gates gemeinsam die Bill and Melinda Gates Foundation gegründet – die größte wohltätige Privatstiftung der Welt.

Die Stiftung beschäftigt nach Angaben auf ihrer Website 1.600 Menschen und hat innerhalb von 20 Jahren rund 54 Milliarden Dollar ausgegeben. Sie engagiert sich unter anderem im Kampf gegen extreme Armut und gegen Krankheiten weltweit und ist auch im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie aktiv.

Durch die Ehe „gehumpelt“

Die Gates hatten am 3. Mai angekündigt, sich nach 27 Ehejahren scheiden zu lassen. „Nach reiflicher Überlegung und viel Arbeit an unserer Beziehung haben wir die Entscheidung getroffen, unsere Ehe zu beenden“, hatten die beiden in einem Statement auf Twitter unter anderem erklärt. „People“ hatte später unter Berufung auf eine der Familie nahestehenden Quelle berichtete, „eine Kombination von Dingen“ sei schuld an der Trennung.

Unter anderem soll eine große Rolle gespielt haben, dass die jüngste Tochter Phoebe nun volljährig ist. Sie feierte im September ihren 18. Geburtstag. Man habe bereits seit Längerem über eine Trennung nachgedacht, wollte aber den Kindern zuliebe noch zusammenbleiben, zumindest bis diese die Highschool abgeschlossen hätten. Wörtlich hieß es, dass Melinda und Bill Gates in den vergangenen Jahren durch ihre Ehe „gehumpelt“ seien. Die beiden haben drei Kinder: die 25-jährige Jennifer, den 21-jährigen Rory und eben Nesthäkchen Phoebe.