Kolumbien: Regierung will mit Streikkomitee verhandeln

Nach tagelangen Protesten in Kolumbien hat die kolumbianische Regierung Bereitschaft zu Gesprächen gezeigt. „Von diesem Moment an ist die Regierung zu einem Verhandlungstisch mit dem Streikkomitee bereit, um die Themen der Agenda voranzutreiben“, sagte der Friedensbeauftragte der Regierung, Miguel Ceballos, in einem Video, das unter anderem auf der Website der kolumbianische Zeitung „El Tiempo“ zu sehen war.

In einem ersten Treffen zwischen Präsident Ivan Duque und dem Streikkomitee gestern Mittag war es zunächst zu keiner Übereinkunft gekommen. Während das Streikkomitee ein Ende der Gewalt durch die Streitkräfte gefordert hatte, forderte Duque ein Ende der Blockaden, die Städte und deren Bewohnerinnen und Bewohner seit Tagen beeinträchtigen.

Monatelange Proteste gegen Regierungsprogramm

Seit fast zwei Wochen kommt es in Kolumbien zu zahlreichen, teilweise von Gewalt überschatteten Protesten. Mindestens 26 Menschen sind nach den jüngsten Angaben der nationalen Ombudsstelle während der Protesttage ums Leben gekommen, ein Dutzend unter ihnen laut den Angaben durch die Polizei und die meisten in Cali. Fast alle Toten sind Jugendliche oder junge Erwachsene.

Zuerst demonstrierten Menschen gegen eine umstrittene Steuerreform, die Präsident Duque inzwischen zurückgenommen hat. Die meisten Demonstranten haben nun neue Ziele wie den Widerstand gegen eine ebenfalls geplante Gesundheitsreform und den Einsatz für den brüchig gewordenen Friedensprozess.

Kolumbien ist nach Brasilien das zweitbevölkerungsreichste Land sowie der wichtigste Verbündete der USA in Südamerika. Mehr als 50 Jahre herrschte ein Bürgerkrieg, 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. 2016 schloss die kolumbianische Regierung Frieden mit der FARC-Guerilla, die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung, der Tourismus boomte. Doch der Frieden ist brüchig, die exzessive Polizeigewalt ein Rückschlag.