Kolumbien: Krankenhäusern droht inmitten von Protesten Kollaps

Nach tagelangen Protesten steht das Gesundheitssystem in Kolumbien angesichts der Coronavirus-Pandemie vor dem Zusammenbruch. „Es muss mit aller Realität gesagt werden: Die Ansteckungssituation in Bogota ist kritisch: fast eine hundertprozentige Belegung der Intensivstation“, schrieb der kolumbianische Gesundheitsminister Fernando Ruiz Mittwochabend auf Twitter. 500 Patienten und Patientinnen müssten aus der Hauptstadt in andere Teile des Landes verlegt werden.

Seit zwei Wochen kommt es in Kolumbien zu zahlreichen, teilweise von Gewalt überschatteten Protesten. Mindestens 42 Menschen kamen nach den jüngsten Angaben der nationalen Ombudsstelle während der Protesttage ums Leben, 168 Personen werden vermisst.

Proteste anfangs gegen Steuerreform

Zuerst demonstrierten Menschen gegen eine umstrittene, inzwischen zurückgenommene Steuerreform. Die meisten Demonstrierenden haben nun neue Ziele, wie den Widerstand gegen eine ebenfalls geplante Gesundheitsreform und den Einsatz für den brüchig gewordenen Friedensprozess.

Zugleich erlebt Kolumbien derzeit einen der schwersten Momente der Pandemie mit einer hohen Auslastung der Krankenhäuser. Mehr als drei Millionen Menschen haben sich mit dem Coronavirus infiziert, fast 80.000 Patienten sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.