Unrechtmäßiges Todesurteil: Hohe Entschädigung für US-Brüder

Mehr als drei Jahrzehnte saßen zwei Brüder in den USA zu Unrecht hinter Gittern, nun erhalten sie 84 Millionen Dollar (69 Mio. Euro) Entschädigung. Eine Jury im Bundesstaat North Carolina sprach Henry McCollum und Leon Brown laut US-Medien je eine Mio. Dollar pro verbrachtem Gefängnisjahr plus 13 Mio. Dollar Bußgeld zu. Zudem stimmte das Büro des Sheriffs im Bezirk Robeson einer Zahlung von neun Mio. Dollar zu. Damit bekommen sie umgerechnet insgesamt rund 69 Mio. Euro.

Die Halbbrüder, die den Berichten zufolge beide eine geistige Behinderung haben, waren als Teenager für die Vergewaltigung und den Mord an einem elfjährigen Mädchen im Jahr 1983 festgenommen und später zum Tode verurteilt worden. Sie hatten damals Geständnisse abgelegt, diese später aber widerrufen. In den 90er Jahren wurde Browns Strafe in lebenslang umgewandelt.

DNA-Test überführte tatsächlichen Täter

2014 hatte ein DNA-Test dann beiden zur Freiheit verholfen. Anhand einer Zigarette vom Tatort waren Spuren sichergestellt worden, die zu einem anderen Mann führten. Nach ihrer Freilassung waren die Brüder den Berichten zufolge in einer Zivilklage auf Bundesebene gegen die Strafverfolgungsbehörden vorgegangen.

„Die Jury hätte keine stärkere Botschaft aussenden können, dass die Bürger dieses Landes kein Fehlverhalten der Strafverfolgungsbehörden tolerieren und nicht länger blind ihren Aussagen über an den Rand gedrängte Gruppen glauben werden“, sagte Anwalt Elliot S. Abrams der „Washington Post“ gestern. Die Brüder sind Afroamerikaner.

„Immer noch eine Menge unschuldiger Menschen im Gefängnis“

„Ich danke Gott“, hatte McCollum nach dem Urteilsspruch am Freitag unter Tränen gesagt, wie die Regionalzeitung „The News & Observer“ berichtete. „Ich habe meine Freiheit“, fügte er demzufolge später hinzu. Aber: „Es gibt immer noch eine Menge unschuldiger Menschen im Gefängnis. Und sie verdienen es nicht, dort zu sein.“

Seit ihrer Entlassung versuchten McCollum und Brown, ihr Leben neu aufzubauen – ein Prozess, der sich nach 31 Jahren Haft als schwierig erweise, schrieb das Blatt. Beide benötigten Vormunde, um ihre Finanzen zu verwalten. Brown sei als Folge der Haft pflegebedürftig.