China will in Regenwaldgebiet Industriefischerei betreiben

In Sierra Leone bringt ein großer Liegenschaftsdeal Umweltschutzorganisationen auf die Barrikaden. Für 55 Millionen US-Dollar (45 Mio. Euro) verkaufte das westafrikanische Land rund 100 Hektar Strand- und Regenwaldgebiet an China. Die Volksrepublik wolle dort einen industriellen Fischereihafen aufbauen, wie der britische „Guardian“ gestern berichtete.

Im Nationalpark Western Area Peninsula sind gefährdete Arten wie Ducker-Antilopen und Schuppentiere beheimatet. Das Wasser ist reich an Sardinen, Barrakudas und Zackenbarschen, die von einheimischen Fischern gefangen werden, die 70 Prozent des Fisches für den heimischen Markt produzieren. Kritikerinnen und Kritiker bezeichnen den Landverkauf am Black Johnson Beach als „Katastrophe“ und ökologisches und menschliches Desaster.

Entschädigung für Eigentümer

Laut Stellungnahme des Fischereiministeriums von Sierra Leone sollen dort künftig große Schiffe für den internationalen Markt fischen. Es werde „Abfallbewirtschaftungskomponenten“ enthalten, um „Meeresschutt und andere Abfälle zu nützlichen Produkten zu recyceln“. Die betroffenen Landeigentümer und -eigentümerinnen sollen entschädigt werden.

Zwei NGOs beantragten bei der Regierung Einsicht in die Evaluierungsstudien zu dem Projekt. Man wolle die Folgen für Umwelt und Gesellschaft erfahren, hieß es in einem Brief des Institute for Legal Research and Defense of Justice (ILRAJ) und von Namati Sierra Leone.

Gang vor Gericht

Der „Guardian“ zitierte Landbesitzer James Tonner, der an Staatspräsident Julius Maada Bio schrieb, er möge eingreifen und den Bau verhindern. Das Projekt sei „katastrophal für das Land und den Planeten“. Es würde unberührten Regenwald zerstören, Fischpopulationen plündern und Fischfarmen und verschiedene Ökosysteme kontaminieren, sagte Tonner.

Er erstellte eine Crowdfunding-Seite, um eine gerichtliche Überprüfung der Vereinbarung zu finanzieren. Die Regierung könnte verfassungswidrig handeln, wenn sie das Land erwerben wolle, sagte er. Die Verfassung verlange, dass eine solche Maßnahme im öffentlichen Interesse liegt. Die von der Regierung erklärte Entschädigung sei ebenfalls unfair, argumentierte er und behauptete, die Rate sei etwa 30-mal niedriger als der Marktwert des Landes.