Geflüchtete in Ceuta: Tausende wieder abgeschoben

Nach zwei chaotischen Tagen mit der Ankunft von rund 8.000 Geflüchteten hat sich die Lage in der spanischen Nordafrika-Exklave Ceuta heute relativ beruhigt. Die Zahl der wieder nach Marokko abgeschobenen Menschen erhöhte sich bis zum Nachmittag auf rund 5.600, wie ein Vertreter des spanischen Innenministeriums in Ceuta weiter mitteilte.

Viele seien freiwillig zurückgekehrt, hieß es. Diesen amtlichen Angaben zufolge belief sich die Zahl der neuen Ankünfte unterdessen „praktisch auf null“.

Kritik von Menschenrechtsorganisationen

Die rund 8.000 Menschen waren Montag und gestern in Ceuta und damit faktisch in die EU eingedrungen. So viele Menschen waren innerhalb so kurzer Zeit noch nie nach Ceuta gekommen. Zuvor hatte Marokko die Grenzkontrollen zur Enklave gelockert.

Menschenrechtsgruppen wiesen die Expressabschiebungen als illegal zurück. Die Opposition warf dem Sozialisten „Schwäche“ vor. Die rechtspopulistische Partei Vox meinte, Sanchez habe eine „Invasion“ und „einen Angriff auf Spanien“ zugelassen.

Streit über Westsahara als Auslöser?

Beobachter in Spanien sind davon überzeugt, dass ein Streit über die Westsahara, die bis 1975 spanische Kolonie war, die Krise ausgelöst hat. Marokko beansprucht große Teile des dünn besiedelten Gebiets an der Nordatlantikküste.

Rabat ist verärgert, weil der Chef der dortigen Unabhängigkeitsbewegung Polisario, Brahim Ghali, in einem spanischen Krankenhaus behandelt wird. Die Lockerung der Grenzkontrollen sei eine Art Vergeltungsaktion gewesen, hieß es.

Obwohl Marokko 1956 die Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien erlangte, hat Spanien in Nordafrika weiterhin zwei Exklaven: Ceuta an der Meerenge von Gibraltar und das 250 Kilometer weiter östlich gelegene Melilla. Beide werden von Rabat beansprucht.

In der Nähe beider Gebiete harren Zehntausende Menschen vorwiegend aus Ländern südlich der Sahara auf eine Gelegenheit, in die EU zu kommen. Meistens versuchen mehrere hundert Menschen auf einmal, über die Grenze zu kommen. Mutmaßlich wegen der CoV-Pandemie hatte es zuletzt vergleichsweise nur wenige solcher Aktionen gegeben.