Israelische Luftangriffe auf Gaza
APA/AFP/Mahmud Hams
Israel – Hamas

Waffenruhe in Nahost beschlossen

Nach mehr als einwöchiger Eskalation haben sich Israel und die im Gazastreifen regierende Hamas auf eine Waffenruhe geeinigt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teilte nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts am Donnerstagabend mit, die Teilnehmer hätten einen Vorschlag Ägyptens über eine Waffenruhe einstimmig angenommen. Die radikalislamische Hamas und die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad bestätigten die Einigung.

Die Waffenruhe trat ab 02.00 Uhr Ortszeit (01.00 MESZ) in Kraft. Auch zwei Stunden nach dem Beginn der Feuerpause wurden keine neuen Raketenangriffe auf Israel aus dem Küstenstreifen gemeldet. Auch die israelische Armee stellte ihre Angriffe ein.

Israel habe Ägypten schon vor der Sitzung mitgeteilt, dass es zu einer Vereinbarung im Sinne von „Ruhe gegen Ruhe“ ohne ein größeres Abkommen bereit sei.

Die Hamas im Gazastreifen bestätigte die Waffenruhe am Donnerstagabend: „Die Waffenruhe ist wechselseitig und tritt beidseitig am Freitag 2.00 Uhr (1.00 Uhr MESZ) in Kraft“, sagte Taher al-Nuno, ein Berater des Hamas-Chefs Ismail Hanija, in Gaza. Die Vereinbarung sei über die Vermittlung Ägyptens zustande gekommen. Der „bewaffnete Widerstand“ der Palästinenser werde sich so lange an sie halten, solange das die israelische Seite tue, fügte er hinzu.

Israels Premier Benjamin Netanjahu
Reuters/Sebastian Scheiner
Israelische Medien berichteten, das Sicherheitskabinett von Netanjahu habe der Vereinbarung auf der Basis von „Ruhe im Gegenzug für Ruhe“ zugestimmt

Aus Diplomatenkreisen hieß es, zwei ägyptische Delegationen sollten die Einhaltung der Waffenruhe überwachen. Demnach sollen die Beobachter in den palästinensischen Gebieten und in Tel Aviv auf die Einhaltung der Feuerpause achten und die „Verfahren überwachen, um dauerhaft stabile Beziehungen zu erhalten“. Es handle sich um eine „gegenseitige und gleichzeitige“ Waffenruhe.

Wieder Raketenalarm

Direkt nach der Mitteilung über Israels Entscheidung für eine Waffenruhe gab es erneut Raketenalarm in den israelischen Grenzorten am Rande des Gazastreifens.

Militante Palästinenser griffen am Donnerstag vom Gazastreifen aus die angrenzenden Gebiete in Israel nahezu ununterbrochen mit Raketen und Mörsern an. Das israelische Militär forderte die Bewohnerinnen und Bewohner in Grenznähe zu Gaza dazu auf, in den Luftschutzkellern zu bleiben. Aber auch in den etwas weiter entfernten Städten Aschkelon und Beerscheva heulten immer wieder die Sirenen.

Zerstörte Wohnhäuser in Beit Lahia in Gaza
APA/AFP/Mohammed Abed
Tausende Raketen, Hunderte Verletzte und fast 250 Todesopfer gab es seit Beginn des Konflikts am 10. Mai

Fast 250 Todesopfer

Der Konflikt war am 10. Mai mit Raketenangriffen der im Gazastreifen herrschenden Hamas auf Jerusalem eskaliert. Israel reagierte darauf mit starken Angriffen in dem Küstengebiet.

Seit Beginn des Konflikts sind dem israelischen Militär zufolge mehr als 4.000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden, wobei zwölf Menschen ums Leben kamen, mehr als 300 erlitten Verletzungen. Israel reagierte auf den Beschuss mit mehr als tausend Luftangriffen, bei denen nach palästinensischen Angaben mindestens 230 Menschen getötet wurden – unter ihnen 65 Kinder und Jugendliche. Außerdem gab es mehr als 1.900 Verletzte.

Auch die Küstenmetropole Tel Aviv – Israels Wirtschaftszentrum – war in dieser Eskalationsrunde des Konflikts so heftig mit Raketen beschossen worden wie nie zuvor.

„Recht, in Frieden und Sicherheit zu leben“

Angesichts der seit elf Tagen andauernden Gewalteskalation zwischen Israel und militanten Palästinensern aus dem Gazastreifen hatte die internationale Gemeinschaft ihre diplomatischen Bemühungen um eine Deeskalation zuletzt verstärkt. US-Präsident Joe Biden forderte zuletzt eine „bedeutsame Deeskalation auf dem Weg zu einer Waffenruhe“. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hatte ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen verlangt. „Wenn es die Hölle auf Erden gibt, dann sind es die Leben von Kindern in Gaza“, fügte er hinzu.

Zuvor hatten auch das Rote Kreuz und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefordert, das Leid der Zivilbevölkerung zu beenden und die Kämpfe einzustellen. Laut WHO werden in den kommenden Monaten sieben Millionen Dollar benötigt, um Nothilfe in den Palästinensergebieten zu leisten.

Das österreichische Außenministerium begrüßte die Ankündigung des Waffenstillstands via Twitter: „Israelis und Palästinenser haben das Recht, in Frieden und Sicherheit zu leben.“