Besucher eines Kaffeehauses
APA/Barbara Gindl
Lockerung mit 10. Juni

Freude, Mahnungen und weitere Wünsche

Am 10. Juni sollen die Coronavirus-Maßnahmen weiter gelockert werden. Vorgesehen sind unter anderem Erleichterungen bei Treffen, Abstandsregeln, Einreise und im Kulturbereich. Auf 24.00 Uhr verlängert wird auch die Sperrstunde. Die Ankündigung der Regierung sorgte in Gastronomie, Handel und Betrieben am Freitag für Freude, zufrieden zeigten sich auch die Bundesländer. Die Opposition lieferte aber auch Kritik.

Von „guten Nachrichten für die heimische Wirtschaft“ sprach etwa der Handelsverband. „Jeder Schritt zurück zur Normalität ist eine positive Nachricht für den Handel“, so auch WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik. Erfreut wurde etwa die Reduktion der Quadratmeterregel von 20 auf zehn Quadratmeter pro Kundschaft und die Halbierung des Mindestabstands von zwei auf einen Meter aufgenommen.

Laut Handelsverband gehen die Händler davon aus, dass die Halbierung der Quadratmeterregel einen Umsatzzuwachs von zehn Prozent bringen wird. In besonders stark frequentierten Shops könnte die Reduktion auf zehn Quadratmeter pro Person eine Umsatzsteigerung von rund 20 Prozent bewirken, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. „Wir hoffen, die Beschränkung wird im Juli gänzlich fallen.“

Es gibt aber auch den Wunsch weiterer Entlastungen. Trefelik forderte etwa, dass Märkte ab 10. Juni wieder uneingeschränkt möglich sein sollen. Wünschen würde sich der Handel für den Sommer auch Erleichterungen bei der Maskenpflicht. MNS-Masken seien für die Kunden gerade bei höheren Temperaturen wesentlich angenehmer zu tragen als FFP2-Masken.

„Müssen nicht zur Halbzeit heimgehen“

Für die Gastronomie sei mit der Ausweitung der Sperrstunde auf 24.00 Uhr eine wichtige Forderung erfüllt worden, sagte Branchensprecher Mario Pulker. „Es beginnt ja auch die Fußball-Europameisterschaft, und dann können sich die Leute ein Spiel (im Lokal, Anm.) komplett anschauen und müssen nicht zur Halbzeit heimgehen.“

Weitere Lockerungen stehen bevor

Am 10. Juni wird es weitere Lockerungen der Coronavirus-Maßnahmen geben – das hat die Regierung nach einer Sitzung mit den Landeshauptleuten und Expertinnen bestätigt.

Mit der Lockerung der Abstandsregel würden nun auch Betriebe wieder aufsperren, für die das bisher unrentabel gewesen sei, sagte Pulker. „Wir freuen uns auch, dass ab 1. Juli wieder Hochzeiten möglich sind.“ Diese Ankündigung sei wichtig, da man Hochzeiten ja länger vorausplanen müsse.

Dass im Freien bald wieder 16 Personen zusammensitzen können, sei ebenfalls eine wichtige Erleichterung. „Wir hätten uns zwar eine Ausweitung auf 20 Personen gewünscht, aber immerhin kann man jetzt Geburtstagsfeiern und Taufen abhalten, das ist ganz wichtig.“

Chance auch für Nachtgastronomie

Auch die Nachtgastronomie werde von der Verlegung der Sperrstunde auf 24.00 Uhr profitieren, sagte Branchensprecher Stefan Ratzenberger, weil sich dadurch Geschäft von der Tages- auf die Nachtgastronomie verschiebe. Ungeklärt sei aber noch die wichtige Frage, ob etwa Getränke auch an der Bar konsumiert werden dürfen und ob die Maskenauflage noch gilt.

Solange es noch Einschränkungen gebe, entstehe der Gastronomie ein wirtschaftlicher Schaden, der kompensiert werden müsse, sagte Ratzenberger. Die Reduktion der Umsatzsteuer auf fünf Prozent, von der im vergangenen Sommer die Tagesgastronomie profitiert habe, müsste auch auf die Nachtgastronomie ausgeweitet werden, forderte der Sprecher. Bisher habe man diesen Vorteil nicht nützen können, da die Nachtgastronomie bis auf wenige Betriebe durchgehend geschlossen gewesen sei.

Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) zeigte sich ebenfalls erleichtert über Lockerungen und die Zukunftsperspektive für den Juli. Diese helfe „allen Seiten“. Ähnlich äußerte sich der Fachverband Freizeit- und Sportbetriebe in der Wirtschaftskammer. An der Quadratmeterregel hatten ja zahlreiche Betriebe – etwa kleine Sportstudios – geknabbert. Nun werde ein „betriebswirtschaftlich sinnvolles Arbeiten“ erleichtert.

Rendi-Wagner mahnt zu Vorsicht

Kritischer zeigte sich die Opposition. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner mahnte etwa zur Vorsicht. Es sei wichtig, das Infektionsgeschehen weiter genau im Blick zu haben und die Lockerungsschritte laufend zu bewerten, meinte sie in einer schriftlichen Stellungnahme. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ sage sie Ja zu weiteren Lockerungsschritten, aber immer mit größter Vorsicht statt mit Übermut: „Denn diese Pandemie ist noch nicht vorbei.“

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner
APA/Roland Schlager
Rendi-Wagner forderte Augenmaß bei den Lockerungen

Ein Aufrechterhalten der Maskenpflicht hält die SPÖ-Vorsitzende weiterhin für dringend nötig in allen Bereichen, in denen die „3-G-Regel“ nicht gelte und daher ein größeres Risiko herrsche und einander viele Menschen unkontrolliert näher kämen.

FPÖ empört, NEOS fordert mehr Tempo

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl übte einmal mehr herbe Kritik an den jüngsten Maßnahmen. Im Stile von Feudalherren hätten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und seine Minister den Österreichern „gnädigerweise einen kleinen Teil der ihnen ohnehin zustehenden Freiheiten zurückgegeben“, wobei der grüne Minister Wolfgang Mückstein aber ohnehin gleich wieder von Verschärfungen gesprochen habe, wenn es „notwendig“ sei, so Kickl in einer Aussendung. Die Österreicher würden weiterhin auf Schritt und Tritt kontrolliert und mit immer verwirrenderen Vorschriften gegängelt.

Grundsätzlich positiv findet NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker die Ankündigungen. Nicht nachvollziehbar sei für ihn allerdings, wieso noch weitere zwei Wochen mit den Öffnungsschritten zugewartet wird: „Wenn die Maßnahmen richtig sind, warum warten wir dann bis 10. Juni damit?“ Konkret nannte er die Sperrstundenregelung und die Maskenpflicht in „3-G-Bereichen“.

Auch die Landeshauptleute, die sich am Freitag mit der Bundesregierung beraten hatten, zeigten sich nach der Ankündigung des Bundes großteils zufrieden. Es sei erfreulich, dass man in Etappen wieder auf die Normalität zugehe, hieß es etwa – mehr dazu in oesterreich.ORF.at.