WHO will im November über Pandemievertrag entscheiden

Ende November könnte der Startschuss für Verhandlungen über einen UNO-Pandemievertrag fallen. Das Für und Wider soll dann bei einer eigens für diesen Zweck einberufenen Tagung erörtert werden, beschlossen die 194 Mitgliedsländer der Weltgesundheitsorganisation (WHO) heute in Genf. Ein Vertrag soll sicherstellen, dass Länder bei einer neuen Pandemie besser vorbereitet sind und besser zusammenarbeiten.

Die Idee geht auf den EU-Ratspräsidenten Charles Michel zurück und entstand wegen der verheerenden Auswirkungen der weltweiten Verbreitung des Coronavirus. „Glückwunsch #WHA74!“, twitterte Michel und benutzte dabei die Abkürzung für die gerade virtuell laufende 74. Weltgesundheitsversammlung (WHA). „Pandemievorbereitung beginnt jetzt.“

Rund zwei Dutzend Länder haben sich für einen solchen Vertrag starkgemacht, aber es gibt auch Vorbehalte. Einige Länder wollen keine neuen internationalen Verpflichtungen eingehen.

WHO-Chef: Pandemie noch lange nicht vorbei

Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei, das sagte der Chef WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, heute zum Abschluss der online abgehaltenen WHO-Jahresversammlung. „Es ist eine Realität, dass wir noch sehr viel Arbeit vor uns haben, um diese Pandemie zu beenden“, sagte Tedros in Genf. „Es ermutigt uns, dass die Zahl der gemeldeten Infektionen und Todesfälle weltweit weiter sinkt, aber es wäre ein monumentaler Fehler, falls irgendein Land nun denkt, die Gefahr sei vorüber.“

Schutzmaßnahmen wie Abstandhalten, Handhygiene und Mund-und-Nasen-Schutz seien der Weg aus der Krise, ebenso eine faire Verteilung der Impfstoffe. Die WHO kritisiert, dass reiche Länder von dem wenigen vorhandenen Impfstoff so viel aufgekauft haben, dass sie bereits junge und gesunde Menschen impfen, während in vielen ärmeren Ländern noch nicht einmal genügend Impfstoff für das Pflegepersonal und die besonders Gefährdeten angekommen ist.

„Eines Tages – hoffentlich bald – wird diese Pandemie hinter uns liegen“, sagte Tedros. „Aber die psychologischen Narben werden bleiben – bei denjenigen, die Familienmitglieder und Freunde verloren haben, beim Pflegepersonal, das bis zum Umfallen gearbeitet hat und bei Millionen Menschen aller Altersstufen, die mit monatelanger Einsamkeit und Isolation konfrontiert waren.“