Notrufausfall in Frankreich: Kleinkind starb

Nach einem mehrstündigen Ausfall der Notrufnummern in Frankreich gehen die Behörden inzwischen von mindestens vier Todesfällen aus. Ein zweieinhalb Jahre altes Kind starb im Westen Frankreichs, wie die Präfektur des Verwaltungsbezirks Vendee mitteilte. Die Regierung erklärte heute, die technische Panne bei dem größten Telekomanbieter Orange sei vorerst behoben.

„Wir beklagen die Opfer, die vermutlich auf diesen schwerwiegenden Vorfall zurückgehen“, erklärte Regierungschef Jean Castex nach einer Krisensitzung in Paris. Zu allen vier Todesfällen wurden nach seinen Angaben Ermittlungen eingeleitet. Das Telefonnetz sei inzwischen wieder „unter Kontrolle“, betonte Castex.

Das 28 Monate alte Kleinkind starb an Herz-Lungen-Versagen im Haus der Familie in der Gemeinde Chavagnes-en-Paillers südlich der Stadt Nantes. Die Mutter hatte zuvor eine Stunde lang vergeblich versucht, die Rettungsdienste zu rufen.

Sieben Stunden kein Notruf erreichbar

Wie für das Kleinkind soll auch für drei andere Herzpatientinnen und -patienten medizinische Rettung wegen der Notrufpanne zu spät gekommen sein. Betroffen waren nach Regierungsangaben ein 63-Jähriger in der Bretagne sowie zwei Menschen auf der französischen Insel La Reunion.

„Wir müssen die Ursachen aufklären und Wege finden, damit sich so etwas nicht mehr ereignet“, betonte Castex, der zusammen mit Innenminister Gerald Darmanin und Digitalminister Cedric O über den Vorfall beriet.

Durch den Ausfall waren die Nummern der französischen Rettungsdienste wie die „112“ laut der Regierung am Mittwoch für rund sieben Stunden nicht zu erreichen. Nach neuen Angaben der Regierung fing die Panne gegen 16.45 Uhr an und dauerte bis etwa Mitternacht. Auch bei Polizei und Feuerwehr kamen viele Anruferinnen und Anrufer nicht durch.

Wegen des Ausfalls war der Chef des Telekom-Anbieters Orange, Stephane Richard, ins Innenministerium zitiert worden. Orange – das frühere Staatsunternehmen France Telecom – bat die Kundinnen und Kunden um Entschuldigung. Konzernchef Richard sagte, wahrscheinlich sei ein „Softwarefehler“ für die Panne verantwortlich. Auf einen Hackerangriff gebe es keine Hinweise.