Justizministerin Alma Zadic (Grüne)
APA/Herbert Neubauer
Operation „Trojan Shield“

Auch 81 Festnahmen in Österreich

Die von Europol und dem FBI geleitete internationale Aktion „Trojan Shield“ hat auch in Österreich zu einem großen Schlag gegen organisierte Kriminalität geführt. 67 Hausdurchsuchungen wurden durchgeführt und 81 Personen festgenommen. Bei der Operation waren präparierte Smartphones in ahnungslose kriminelle Gruppen eingeschleust worden.

Auf diesen Kryptohandys kommunizierten die Kriminellen, teils mit Klarnamen, offen über ihre Vorhaben und Taten. Über 18 Monate hinweg hatten die internationalen Ermittler Telefongespräche und andere Kommunikationswege der Banden abgehört. Am Dienstag war die Operation der Ermittlungsbehörden aus 16 Ländern bekanntgeworden. Am Mittwoch stellten Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Justizministerin Alma Zadic (Grüne) die Ermittlungserfolge in Österreich vor.

Bei Dutzenden Razzien mit zahlreichen Festnahmen fanden die heimischen Ermittler 707 Kilo Suchtmittel, 35 Waffen und 650.000 Euro Bargeld. Schwerpunkte waren die Bundesländer Wien, Niederösterreich, Salzburg und Vorarlberg. Es werde noch Monate dauern, bis die Experten alle Daten ausgearbeitet haben, sagte Nehammer bei der Pressekonferenz in Wien. 13 Verdächtige befänden sich seit Dienstag in Haft, so Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien.

Aktion gegen organisierte Kriminalität

Im Rahmen der internationalen Aktion „Trojan Shield“ gegen organisierte Kriminalität gab es in Österreich 81 Festnahmen. Zudem konnten über 700 Kilogramm Drogen beschlagnahmt werden.

Es wurde auch bereits die Untersuchungshaft über diese Personen beantragt. Es sei davon auszugehen, dass im Laufe des Mittwochs weitere Verdächtige in die Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert würden, hieß es. Den Haupttätern werde internationaler Drogenhandel vorgeworfen. „Es geht um Kokain, Heroin und Marihuana in sehr großen Mengen“, so Bussek.

In Österreich „Operation Achilles“

Der Schlag gegen die Kriminellen lief in Österreich unter dem Namen „Operation Achilles“. Es wurden Observationen und Telefonüberwachungen sowie internationale Datenabgleiche durchgeführt. Bei einem Aktionstag kamen österreichweit 400 Ermittler und Mitglieder von Spezialeinheiten zum Einsatz. Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, verwies besonders auf die Festnahme eines in Serbien wegen dreifachen Mordes gesuchten Beschuldigten. Bei dessen Festnahme wurden zehn Kilo Heroin sichergestellt. „Er ist einer der Anführer der Syndikate.“

Darüber hinaus wurden die Entführung einer Person in Serbien und eine schwere Misshandlung geklärt. Ein „Läufer“, ein untergeordnetes Bandenmitglied, das bei der Organisation Schulden hatte, sei in Wien in einen Keller verschleppt, mit einem Hammer malträtiert und schwer verletzt worden.

Von der neuseeländischen Polizei beschlagnahmte Drogen
AP/NZ POLICE
In Neuseeland beschlagnahmt: Drogenkriminalität und andere Bereiche des organisierten Verbrechens standen im Fokus

Ruf schlüsselte die sichergestellte Drogenmengen auf: 30 Kilo Kokain, 26 Kilo Heroin, 60 Kilo Streckmittel, 261 Kilo Cannabisharz und 390 Kilo Marihuana. „Der Straßenverkaufswert würde einen hohen Millionenbetrag ergeben“, so der Generaldirektor.

Präparierte Handys eingeschleust

Mehr als 27 Millionen Nachrichten weltweit wurden gefiltert. „Es wurden Daten von 12.000 Kryptohandys von über 300 kriminellen Organisationen (auf der ganzen Welt, Anm.) entschlüsselt“, sagte Ruf. Zadic hob wie alle bei der Pressekonferenz Teilnehmenden die ausgezeichnete Zusammenarbeit aller Behörden – national wie international – hervor. Die Operation „Trojan Shield“ war eine der bisher größten weltweit. International wurden mehr als 800 Verdächtige in 16 Ländern festgenommen.

Die Behörden machten sich den Bedarf an verschlüsselter Kommunikation zunutze: Undercover-Einsatzkräfte hatten mehr als 12.000 präparierte Telefone an die Banden verkauft. Bei diesen Geräten handelt es sich um Smartphones, die geheime Kommunikation in einem geschlossenen Netzwerk namens AMON ermöglichen sollten. Den Kriminellen wurden abhörsichere Smartphones versprochen, die sich nicht orten lassen und für den Notfall mit einem „Killswitch“ ausgestattet sind, mit dem sich heikle Daten schnell löschen lassen.

Jahrelang abgehört

Tatsächlich waren die Geräte mit einem Polizeinetzwerk verbunden, welches das FBI gemeinsam mit den australischen Behörden bereits 2018 eingerichtet hatte. Auf diesem Weg konnte die Kommunikation der Kriminellen engmaschig abgehört werden. „Tausende von Nutzern dachten, dass sie ungestört und sicher waren“, so die niederländische Polizeichefin Jannine van den Berg. Auf diesem Wege seien auch Verbrechen vereitelt worden – darunter auch Morde.

Zuerst wurden laut einem Bericht des Portals Vice, der sich auf Justizakten beruft, 50 ANOM-Handys in einem Testlauf verteilt, die meisten an Mitglieder krimineller Banden in Australien. Durch Mundpropaganda wurden die Geräte in der Unterwelt populär. Seit Jahren werden ähnliche Verschlüsselungsplattformen wie Phantom Secure, Sky Global, Ciphr und EncroChat von kriminellen Netzwerken genutzt. Ermittler in aller Welt haben die Plattformen immer wieder angezapft, um Verbrecher und ihre Machenschaften zu enttarnen.