Autobahn am Grenzübergang Kufstein/Kiefersfelden
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Coronavirus

Deutschland streicht Österreich von Risikoliste

Österreich ist das beliebteste Reiseziel der Deutschen, die nun auch Tirol und Vorarlberg ansteuern und von dort ohne coronavirusbedingte Einschränkungen wieder heimkehren können. Mit Sonntag nimmt die deutsche Regierung ganz Österreich von der Liste der CoV-Risikogebiete – heimische Politiker sind erleichtert.

Seit 1. November des Vorjahres befand sich das gesamte Bundesgebiet mit Ausnahme der Gemeinden Jungholz und Mittelberg/Kleinwalsertal auf der roten Liste des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI). Seit 6. Juni waren es nur noch Tirol und Vorarlberg. Mit Sonntag gelten auch diese beiden Bundesländer nicht mehr als Risikogebiet, teilte das RKI am Freitag mit.

Jeder, der aus Österreich auf dem Landweg nach Deutschland einreist, muss künftig keinerlei coronavirusbedingte Einreisebeschränkungen mehr beachten. Wer aus Deutschland nach Österreich einreist, muss allerdings weiterhin einen negativen Antigen- oder PCR-Test vorweisen können. Davon ausgenommen ist, wer eine Impfung nachweisen kann oder bereits an Covid-19 erkrankt und genesen ist.

Kurz: „Sehr gute Nachrichten“

„Es sind sehr gute Nachrichten“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in einer Stellungnahme. „Das ist ein weiterer Beweis für die gute Situation in unserem Land“, Kurz verwies auf die Strategie mit massenhaften Tests, regionalem Vorgehen und der FFP2-Maskenpflicht. Er sei „zuversichtlich, dass mit dem rasch vorangehenden Impffortschritt der Rückkehr zur Normalität im Sommer absolut nichts im Weg steht“, sagte Kurz.

„Die Entscheidung der deutschen Regierung ist ein wichtiges Signal für die bevorstehende Sommersaison im Tourismus“, so der Bundeskanzler weiter. „Es ist besonders schön, dass wir im Sommer viele deutsche Gäste bei uns begrüßen werden.“ Mehr als ein Drittel der Gästenächtigungen in Österreich stammen von Touristen aus Deutschland. Die Anzahl der Nächtigungen betrug im Vorkrisenjahr 2019 laut Statistik Austria 57 Millionen. Deutschland ist damit sowohl im Sommer- als auch im Wintertourismus das wichtigste Herkunftsland für Österreich.

Platter und Wallner erfreut

„Dass Deutschland bekanntgegeben hat, Tirol ab Sonntag von der roten Liste zu streichen, ist eine sehr gute Nachricht – auch für den Tourismus in unserem Land“, sagte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Diese Entscheidung sei der erfreulichen Entwicklung bei den Neuinfektionen in Tirol zu verdanken. Das Land weise seit einigen Tagen eine 7-Tage-Inzidenz deutlich unter 50 aus, so der Landeshauptmann.

Sommerliche Ansicht der Tiroler Ortschaft Ischgl
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Auch Ischgl in Tirol wartet auf Sommerurlauber aus Deutschland

„Es freut mich, dass Tirol mit Sonntag erstmals seit 25. September 2020 nicht mehr als Risikogebiet eingestuft ist, womit auch wesentliche Erleichterungen für alle Tirolerinnen und Tiroler – im besonderen Maße aber für jene im tirolerisch-bayrischen Grenzgebiet – einhergehen“, sagte Platter. Das zwischenzeitlich mit der Einstufung als Virusvariantengebiet verbundenen Einreiseverbot für Tirol hatte für viel Unmut gesorgt.

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) bezeichnete die Entscheidung als „gute Nachricht für den Vorarlberger Tourismus zur richtigen Zeit“. Der Schritt sei überfällig gewesen. Eine Neubewertung Vorarlbergs wäre für ihn deutlich früher möglich gewesen, wenn nicht „stur“ an den Inzidenzen festgehalten worden wäre. Nur starr auf diese Zahl zu blicken, greife für eine fundierte Risikobeurteilung zu kurz, so Wallner und plädierte für eine „Gesamtbeurteilung“. Einem sicheren, erfolgreichen Sommertourismus stehe aber nun nichts mehr im Wege.

Weitere beliebte Urlaubsgebiete freigegeben

Abgesehen von Tirol und Vorarlberg streicht die deutsche Regierung weitere Länder und Gebiete von der Risikoliste. Dazu gehören die griechischen Regionen Berg Athos, die Nördliche Ägäis mit den Inseln Lesbos und Samos, Ostmakedonien und Thrakien sowie die Peloponnes. Auch Bosnien und Herzegowina, der Kosovo und Serbien wurden heruntergestuft, ebenso große Teile von Kroatien. Alle Urlaubsgebiete an der Adria-Küste sind damit „risikofrei“.

Auch die Urlaubsinseln Madeira in Portugal und Zypern sowie die norwegischen Provinzen Innlandet und Viken und die Schweizer Kantone Bern und Thurgau sind keine Risikogebiete mehr. Auch die USA und Kanada wurden herabgestuft. Für alle diese Länder und Regionen entfällt auch die Reisewarnung des Auswärtigen Amts. Berlin rät allerdings weiterhin grundsätzlich von touristischen Reisen ins Ausland ab. In einer Woche beginnen in den ersten deutschen Bundesländern die Sommerferien.

EU beschließt Lockerung der Grenzwerte

Unterdessen haben sich die EU-Staaten auf eine Lockerung der Grenzwerte für Coronavirus-Reisebeschränkungen verständigt. Ein am Freitag angenommener Beschluss sieht vor, Regionen künftig erst bei deutlich höheren Inzidenzzahlen als Risikogebiet einzustufen. Das soll dazu führen, dass weniger Menschen unter strenge Test- und Quarantäneauflagen fallen und innerhalb der EU wieder mehr gereist werden kann. Geimpfte und Genesene sollen zudem in der Regel gar keine Reisebeschränkungen zu befürchten haben.

Nach der Einigung werden Gebiete zum Beispiel nur noch dann als rotes Coronavirus-Risikogebiet ausgewiesen, die in den 14 Tagen zuvor zwischen 200 und 500 neue Fälle pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner gemeldet haben – oder zwischen 75 und 200 bei einem Anteil positiver Coronavirus-Tests von über vier Prozent. Früher waren die unteren Grenzwerte noch bei 50 beziehungsweise 150 gelegen. Entsprechend wurden auch die Grenzwerte für orange Gebiete mit mäßiger Ansteckungsgefahr und grüne Gebiete mit geringer Ansteckungsgefahr angepasst.