Regierung wirbt für die Lehre

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖV) und ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher haben heute die Werbetrommel für die Lehre gerührt. Diese habe sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt und sei durchaus so attraktiv wie ein Studium.

Auch Lehre und Matura seien kein Widerspruch mehr, schließlich gebe es mit der „dualen Akademie“ und der Lehre mit Matura hier gute Kombinationsmöglichkeiten. In Deutschland sei dieser Bildungsweg weitaus üblicher.

Dafür, dass Eltern darauf achten würden, ihren Kindern zumindest die Matura zu ermöglichen, zeigte Schramböck Verständnis. „Ich möchte hier besonders junge Frauen ansprechen, die AHS-Matura machen“, so Schramböck. Sie kündigte drei neue Lehrberufspakete mit 25 neuen Berufsbildern an, etwa den der Metalltechnik.

IV-Chef verweist auf Verdienstmöglichkeiten

Laut Georg Knill, Chef der Industriellenvereinigung (IV) und mit seinem Industriebetrieb in der Metallbranche tätig, kann über die Lebenszeit gerechnet das Einkommen durchaus mit jenem eines Akademikers mithalten. Kocher ging auf die regional sehr unterschiedliche Arbeitsplatzsituation ein. Während in Wien mehr Bewerber als offene Stellen beim AMS verzeichnet sind, gibt es insbesondere in Oberösterreich und Salzburg einen Mangel.

Insgesamt sind derzeit 6.400 offene Lehrstellen beim AMS gemeldet, das sind mehr als im 2019. Verschärfungen beim Arbeitsrecht – Lehrlinge sind hier besser gestellt – seien nicht angedacht, „zumindest keine größeren“, so der Minister.

Knill rechnete vor, dass ein Industrielehrling seinen Betrieb rund 100.000 Euro in der Ausbildung kostet. Dass die Qualität der schulischen und sozialen Bildung der Jugendlichen wie gerne behauptet nachgelassen habe, sieht der IV-Chef nicht. Eine Pauschalierung sei gegenüber den vielen engagierten Jugendlichen, die sich sehr bemühen, nicht gerechtfertigt.

FPÖ: „Zu spät, zu wenig“

Kritik an der Lehrlingspolitik der Regierung kam heute von der FPÖ. „Zu spät, zu wenig und zu inhaltslos sind die Vorschläge der ÖVP-Ministerin, die über Ausbildungspunkte und neue Berufsbilder nicht hinausreichen“, kommentierte FPÖ-Wirtschaftssprecher Erwin Angerer die Pressekonferenz.

Enttäuscht reagierte auch NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn. „Nichtssagende Pressekonferenzen helfen weder den jungen Menschen, die gerade eine Lehrstelle suchen, noch den Unternehmen, die händeringend auf Fachkräfte warten.“ Das Problem sei der langfristige Trend: In Österreich gebe es 10.000 Lehrbetriebe weniger als noch vor zehn Jahren. Die Zahl der Lehrlinge sei um 25.000 zurückgegangen.