Staatsbürgerschaft: Experten verstehen ÖVP-Sorge nicht

Laut Expertensicht ist die Sorge von ÖVP-Klubobmann August Wöginger, dass der SPÖ-Vorschlag nach einer Erleichterung bei Staatsbürgerschafterlangung zu über 500.000 zusätzlichen Einbürgerungen führen könnte, „nicht nachvollziehbar“.

Denn die infrage kommende Personengruppe sei mit rund 90.000 deutlich kleiner, sagte Gerd Valchars von der Universität Wien im Ö1-Mittagsjournal. Auch der Integrationsforscher Rainer Bauböck kann die Zahl nicht nachvollziehen.

Derzeit würden rund 225.000 Ausländerinnen und Ausländer bereits sechs bis zehn Jahre in Österreich leben – der Großteil davon EU-Bürgerinnen und -Bürger, die ohnehin einen Antrag nach sechs Jahren stellen können, sagte Valchars.

90.000 davon kämen aus Drittstaaten – „und wir wissen nicht, wie viele der 90.000 Personen überhaupt das notwendige Einkommen erwirtschaften können und die weiteren Kriterien wie die Deutschkenntnisse oder die Unbescholtenheit erfüllen können. Ich kann nicht beurteilten, wie man auf diese 500.000 kommt, die zusätzlich auf Basis des SPÖ-Vorschlages heute oder morgen eingebürgert werden könnten. Das ist mir nicht nachvollziehbar“, sagte Valchars.

Ähnlich die Einschätzung von Valchars’ Kollegen Bauböck. „Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen“, sagte er gegenüber der APA zur genannten Zahl von 500.000 Einbürgerungen.

Der Obmann der Kommission für Migrations- und Integrationsforschung der ÖAW und Professor am Robert Schuman Centre for Advanced Studies verwies ebenso darauf, dass es viele zusätzliche Kriterien gebe, die weitere Hürden darstellen (Einkommen, Unbescholtenheit, Sprachkenntnisse, Rücklegung der bisherigen Staatsbürgerschaft) – damit würde der SPÖ-Vorschlag alleine nicht zu einem Ansturm auf die Staatsbürgerschaft führen.