Menschen an einem Strand in Italien
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Saison 2021

Sommer der Last-Minute-Urlaube

Angesichts zunehmender Lockerungen der CoV-Maßnahmen werden die Urlaubspläne der in Österreich lebenden Menschen wieder konkreter: Knapp 44 Prozent wollen auch heuer im Sommer verreisen, die Mehrheit im Inland. Das Buchungsinteresse in Österreich ist laut Wirtschaftskammer aktuell sehr groß, vor allem der August werde „extrem gut“. Viele Buchungen sind derzeit sehr kurzfristig.

Die Mehrheit der Reisewilligen (57 Prozent) gab in einer Umfrage der Statistik Austria an, in Österreich Urlaub machen zu wollen, 47 Prozent wollen ins Ausland, der Rest ist unentschlossen. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der zwischen 1. April und 7. Mai befragten österreichischen Wohnbevölkerung hatten im Umfragezeitraum für die klassischen Urlaubsmonate Juli bis September gar keine Pläne, der Rest war unentschlossen – vielleicht nicht mehr, wie eine ORF.at-Nachfrage zeigt.

Die Buchungslage sei derzeit „sehr dynamisch“, das Interesse an einem Urlaub in Österreich sehr groß, so Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes Hotellerie der Wirtschaftskammer, gegenüber ORF.at. Seit der Öffnung der Branche Mitte Mai würden die Buchungen anziehen, es werde nun sehr viel kurzfristig gebucht, teilweise würden Urlaubswillige erst jetzt ihre Pläne konkretisieren. „Die nächsten Wochen werden wichtig“ für die Branche, so Kraus-Winkler, die Kurzfristigkeit sei heuer ein wichtiger Faktor.

Campingplatz am Ostufer des Attersees
ORF.at/Roland Winkler
In Österreich sind laut WKÖ sowohl Entspannungs- als auch Aktivurlaube gefragt

Besonders gefragt sind laut Kraus-Winkler sowohl Entspannungs- als auch Aktivurlaube. Thermen- und Wellnesshotels seien schon frühzeitig und bis in den Herbst hinein gebucht worden, auch Sporturlaube – vor allem mit dem Rad – sind mittlerweile ein wichtiges Thema und werden aktiv beworben. Wie viel Einfluss die Pandemie auf die Wahl der Urlaubsart hat, könne man derzeit aber noch nicht abschätzen.

Starke Nachfrage aus Nachbarländern

Neben einer starken Nachfrage aus dem Inland, auch durch Stammgäste, seien auch die Buchungen aus Deutschland „extrem gut“, ebenso aus der Schweiz und Tschechien. Unsicher sei noch, wie viele Gäste aus den Niederlanden kommen würden – auch die Nachfrage aus Drittstaaten sei aufgrund der teilweise noch aufrechten Reisebeschränkungen und der Unsicherheiten bei der Einführung des „Grünen Passes“ streckenweise unsicher, so Kraus-Winkler. Der „Grüne Pass“ sei eine Kann-Bestimmung, die genaue Umsetzung und Handhabung obliege den Ländern.

Wichtig sei für die Branche auf jeden Fall eine gewisse Planungssicherheit, auch in Hinsicht auf den Herbst und das anstehende Tagungsgeschäft bzw. für Städteurlaube. Denn während derzeit die klassischen Urlaubsdestinationen bei Seen und Bergen boomen, tun sich Städte wie Wien und Innsbruck deutlich schwerer – vor allem wenn sie auf Gäste aus Drittstaaten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten setzten, so Kraus-Winkler weiter.

Grafik zeigt die Sommerurlaubspläne der Österreicherinnen und Österreicher
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Statistik Austria

Restriktionen bleiben Hemmschuh

Die Restriktionen für Reisende seien der größte Hemmschuh im Tourismus – egal in welche Richtung und ob im In- oder Ausland, denn nach den Erfahrungen im vergangenen Jahr seien die Leute weniger risikofreudig. So würden etwa Impfungen mit „Sputnik V“ mangels EU-Zulassung noch nicht anerkannt, hier müsste man mit anderen „zwei G“ – also „getestet“ und „genesen“ ohne „geimpft“ – arbeiten.

Die Buchungslage im Ausland sei ebenfalls durchmischt, so Kraus-Winkler weiter. Während Kroatien über eine – im Vergleich zu sonst – eher schlechte Vorsaison berichte, seien Griechenland, Sardinien und Zypern bereits gut gebucht. Italien, der Österreicher liebstes Reiseland vor Deutschland und Kroatien, sei punktuell gut gebucht, vor allem im August an der Adria, aber weniger in den Städten. Grundsätzlich sei der Drang zum Meer heuer aber weniger stark als noch 2020.

Tourismus muss noch aufholen

Auch wenn der Sommertourismus anzieht und sich die gesamte Tourismusbranche erholt, die Ausfälle im Gesamtjahr können heuer nicht kompensiert werden, berichtete vergangene Woche das WIFO. Über das ganze Jahr dürfte die Nachfrage 2021 um über 40 Prozent niedriger ausfallen als 2019, schätzte das WIFO. Auch der Sommertourismus bleibe um 16,5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau.

Fahrradfahrer oberhalb des Millstätter Sees
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Besonders Radurlaub sind in Österreich aktuell im Trend

Im Vergleich zum Vorjahr werde es 2021 österreichweit im Sommer um 22,5 Prozent mehr Übernachtungen geben, schätzte das WIFO. Vor allem die Monate Mai bis Juli dürften deutlich unter früheren Werten bleiben, während sich die Nächtigungen von August bis Oktober „dem Niveau des Jahres 2019 langsam nähern“.

Ein Problem ist das teilweise Ausbleiben der internationalen Gäste mit geschätzt 42 Mio. Nächtigungen weniger. Die Nächtigungen der Österreicherinnen und Österreicher dürften hingegen im Vergleich zum Rekordwert von 2019 noch einmal um 2,5 Prozent zulegen, und zwar auf rund 23,9 Mio. Inländer kämen damit auf 36,2 Prozent der Nächtigungen, was zwar etwas weniger wäre als 2020, aber deutlich über einer Normalsaison (2019: 29,5 Prozent).

Deutliche regionale Unterschiede

Auch die regionalen Unterschiede bleiben spürbar. Wien kann für die Sommersaison nur mit etwas mehr als der Hälfte der früher üblichen Übernachtungen rechnen, während das Burgenland, Kärnten und die Steiermark nur noch geringe Verluste im Vergleich zu 2019 erwarten müssen. In den übrigen Bundesländern erwartete das WIFO Einbußen zur Normalsaison von rund 11,5 bis 18 Prozent.

Über das gesamte Kalenderjahr ergibt sich laut WIFO aufgrund der unterschiedlichen Bedeutung des Wintertourismus ein anderes Bild. Wien und die westlichen Bundesländer müssen mit Einbußen von über 50 Prozent im Vergleich zu 2019 rechnen. Während das für Wien ein deutliches Plus zu 2020 bedeute, würden Salzburg, Tirol und Vorarlberg aber – wie die Steiermark und Kärnten – auch im Vergleich zu 2020 weitere Einbußen verbuchen. Das Burgenland, Kärnten, die Steiermark, Niederösterreich und Oberösterreich werden heuer rund ein Viertel unter dem Vorkrisenniveau aussteigen.