Tanzende Menschen in einem Club
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Tanzen erlaubt

Aufatmen in Clubs und Discos

Die Branche ist die letzte, die öffnen darf: Clubs, Bars und Diskotheken dürfen ab Juli wieder Gäste empfangen. Die Erleichterung ist entsprechend groß, auch Wirtschaft, Handel und Hotellerie hoffen dadurch auf einen merkbaren Schub.

Seit 3. März 2020 ist die heimische Nachtgastronomie geschlossen. Auch bei den vergangenen Öffnungsschritten wurde sie immer vertröstet. Zwar wurde bereits zuvor die Aufhebung der Sperrstunde angekündigt, doch Konsumation sollte nur am Tisch möglich sein. Für Clubs und Discos hieß das: weiter warten. Am Donnerstag kam von der Regierung schließlich die Nachricht, die wieder eine Perspektive ermöglicht: Ab 1. Juli darf in der Nachtgastronomie auch wieder getanzt und gefeiert werden, unter Einhaltung der „3-G-Regel“ ohne Sperrstunde.

In Clubs und Diskotheken ist vorerst drei Wochen lang eine Kapazitätsbeschränkung von 75 Prozent vorgeschrieben. Ab 22. Juli gibt es dann keine Kapazitätsbeschränkung mehr. Auch die Abstandsregeln fallen, genauso wie die Quadratmeterbeschränkungen. Mit 22. Juli gehört auch die Registrierungspflicht in der Gastronomie und bei Veranstaltungen der Vergangenheit an.

Keine Masken, dafür „3-G-Regel“

Wesentlich zurückgenommen werden auch die Auflagen für Großveranstaltungen: Ab 1. Juli können alle Veranstaltungen mit Sitz- oder Stehplätzen ohne Publikumsobergrenzen und Kapazitätsbeschränkungen stattfinden, das gilt für Kunst und Kultur, aber auch den Sportbereich – inklusive Gastronomieangebot. Die Maskenpflicht im Inneren fällt bei allen Veranstaltungen – nur der „3-G“-Nachweis bleibt verpflichtend. Das bedeutet, im Theater muss dann keine Maske mehr getragen werden, im Museum – vorerst – schon noch. Für Veranstaltungen gilt eine Anzeigenpflicht ab 100 Personen und ab 500 Personen eine Bewilligungspflicht.

Günther Mayr (ORF) über die Lockerungen

Mit 1. Juli gibt es weitreichende Lockerungen in Österreich. Das Infektionsgeschehen ist zwar gering, aber es bestehe dennoch ein großes Risiko, so Günther Mayr (ORF Wissenschaft).

„Jetzt seid ihr dran“, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) den Jungen, die in den vergangenen Monaten auf vieles hätten verzichten müssen. Mückstein traf am Donnerstag auch noch mit Branchenvertretern zusammen. „Das Liveerlebnis ist jedenfalls etwas Besonderes“, ob Rockkonzert, Orchester oder DJ-Liveset, sagte Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Ab 1. Juli werde man Kunst, Kultur und Sport wieder in der gesamten Breite erleben können.

Freude bei Betreibern

Entsprechend groß war am Donnerstag die Feierstimmung in der Nachtgastronomie, deren Durststrecke langsam zu Ende geht. „Wir kehren wieder zurück in die Normalität“, sagte Branchensprecher Stefan Ratzenberger. „Wir freuen uns, endlich wieder Gastgeber in der heimischen Nachtgastronomie sein zu dürfen.“

Die bald wieder erlaubten Großevents im Kultur- und Freizeitbereich könnten auch der Stadthotellerie aus ihrer Misere helfen. „Der Wegfall von Masken und Mindestabständen, Obergrenzen, Kapazitätsbeschränkungen und Registrierungspflicht, die Rückkehr der Hochzeiten und der Nachtgastronomie: Man kann gar nicht sagen, was davon die beste Nachricht ist“, so die Präsidentin der Hoteliervereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer, in einer Aussendung.

Die neuen Lockerungen ermöglichten auch vielen tausend Beschäftigten die Rückkehr aus der Kurzarbeit an den Arbeitsplatz, so Reitterer. Der Wegfall der Beschränkungen in den Museen, bei Veranstaltungen und der Nachtgastronomie könne sich „als Pull-Faktor für die Städte“ herausstellen.

„Signal für den Sommer“

Zahlreiche Freudenbekundungen kamen aus der Wirtschaftskammer (WKO): Die Lockerungen seien ein „wichtiges Signal für den Sommer“, hieß es in einer Aussendung von WKO-Präsident Harald Mahrer und -Generalsekretär Karlheinz Kopf. „Gerade Betriebe in der Nachtgastronomie oder im Eventbereich haben eine lange Durststrecke durchlaufen müssen, die wir jetzt hinter uns lassen können.“

Die angekündigte Wiederöffnung der Nachtgastronomie sei "wichtig, um gerade jungen Menschen ein Feiern in geordnetem Rahmen zu ermöglichen und dadurch illegale Partys zurückzudrängen“, so Robert Seeber, Obmann der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft.

Handel hofft auf Touristen

Auch der Handel, der durch die Aufhebung der Personenbeschränkung und der Rückkehr zum Mund-Nasen-Schutz betroffen ist, freute sich über die neuen Lockerungen. „Das Einkaufserlebnis für die Kunden wird wieder zurückkehren, und die Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter werden durch die Rückkehr der FFP2-Maske zum Mund-Nasen-Schutz wesentlich erleichtert“, sagte Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel. Auch die Touristen würden „im Handel dringend erwartet, um die Erholung voranzutreiben“.

Tabellarische Auflistung der Lockerungen bei den CoV-Regelungen
Garfik: APA/ORF.at; Quelle: APA

„Der Handel war nie ein Corona-Hotspot, daher unterstützen wir die heute verkündeten Umstellungen in den Geschäften aus voller Überzeugung“, sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Stellungnahme. Die Rückkehr zum Mund-Nasen-Schutz erleichtere sowohl Kundschaft als auch Personal das Leben – „vor allem jetzt in den heißen Sommermonaten“, so Will, der sich zudem für einen früheren Wegfall der Quadratmeterregelung in den Geschäften aussprach.

Vereinzelt kam bereits der Ruf nach einer Lockerung oder gar einem Ende für die „3-G-Regel“. Der Eigentümer des Wiener Einkaufszentrums Lugner City, Richard Lugner, beklagte, die Gastronomie in Einkaufszentren leide unter der Testpflicht. Es sei dringend notwendig, auf die Regel zu verzichten, „was wegen der stark rückläufigen Infektionen möglich sein müsste“, so Lugner.

Kritik an weiteren zwei Wochen des Wartens

Die Grünen als Regierungspartei freuten sich freilich über die eigene Ankündigung. Barbara Neßler, die Jugendsprecherin im Nationalrat, sagte in einer Aussendung: „Mit der Öffnung der Nachtgastronomie ab dem ersten Juli kommt nach fast eineinhalb Jahren ein weiteres Stück Freiheit für junge Menschen und damit jugendliches Leben zurück.“ Die Lockerungen seien „auch der solidarischen Rücksichtnahme von Jugendlichen zu verdanken, die viele Einschränkungen mitgetragen haben“.

Kritik kam hingegen von NEOS: „Wenn die Maßnahmen richtig und gesundheitlich vertretbar sind, gibt es keinen Grund zu warten“, so Gesundheitssprecher Gerald Loacker. Die Wirtschaft brauche jetzt einen Neustart, jeder weitere Tag mit nicht mehr notwendigen Einschränkungen sei „eine enorme und teure Belastung“.

Dass die Schutzmaßnahmen im Juli fast komplett entfallen, aber von Gastronomie über Kultur und Sport bis zu größeren Veranstaltungen „getestet, genesen, geimpft" nachgewiesen werden muss, ist der FPÖ zu wenig. Das sei nicht die Rückkehr zur alten Normalität, so der designierte Parteichef Herbert Kickl. Die aktuellen Zahlen positiver Tests würden keinerlei Einschränkungen für die breite Bevölkerung mehr rechtfertigen, meinte er in einer Aussendung und forderte, die „schikanöse“ „3-G-Regel“ müsse ersatzlos gestrichen „und das unselige Überwachungsregime beendet werden“.