Delta-Variante: Immunologe sieht Gefahr für Herdenimmunität

Die befürchtete Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus könnte einem deutschen Experten zufolge das Erreichen von Herdenimmunität weiter erschweren. „Delta ist noch ein Stück ansteckender als die derzeit vorherrschende Virusvariante Alpha. Anhand der bisherigen, noch unsicheren Daten brauchte man wohl rund 85 Prozent immune Menschen in der Bevölkerung, um die Ungeimpften indirekt mit zu schützen“, sagte Carsten Watzl.

„Wir kommen also in Bereiche, die schwer zu erreichen sind, solange es für Kinder unter zwölf Jahren keinen zugelassenen Impfstoff und für alle unter 18 Jahren keine allgemeine Impfempfehlung gibt. Es kann sein, dass Herdenimmunität nur für einzelne Einrichtungen wie Pflegeheime erreicht werden kann, aber nicht für das Gros der Bevölkerung“, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.

Mangels Impfmöglichkeiten gelte auch für jüngere Schüler, dass bei ihnen zunächst keinerlei Gemeinschaftsschutz besteht.

Ziel von Impfquote über 80 Prozent

Das Robert-Koch-Institut (RKI) spricht seit Längerem von einem Ziel von mehr als 80 Prozent immunen Menschen – nach vollständiger Impfung oder Infektion plus Impfung –, um weitgehend auf Maßnahmen und Regeln verzichten zu können. Zu Beginn der Pandemie gingen Experten noch von einem Anteil von rund zwei Dritteln aus, wegen des damals noch weniger infektiösen Erregers.

Nach Einschätzung des Immunologen Watzl wäre aber auch das Erreichen einer Impfquote von 60 bis 70 Prozent in der Bevölkerung eine große Hilfe für die Pandemiebekämpfung. „Die Hoffnung ist, dass es dann nur noch zu kleineren Ausbrüchen kommt, die keine Lockdown-Maßnahmen mehr erfordern.“ Jeder, der vollständig geimpft ist, ist laut Watzl auch vor Delta geschützt.