Italien streitet über biodynamische Landwirtschaft

In Italien ist eine rege Debatte über biodynamische Landwirtschaft entflammt, die auf die Weltanschauung des österreichischen Anthroposophen Rudolf Steiner (1861–1925) zurückgeht.

Der Senat in Rom verabschiedete einen Gesetzesentwurf zur Regelung der biologischen Landwirtschaft. Gebilligt wurde auch ein Artikel, mit dem die biodynamische der biologischen Landwirtschaft gleichgestellt wird.

Damit sollen auch biodynamische Landwirtschaftsunternehmen die gesetzlich vorgesehene Möglichkeit haben, die Biomarke „made in Italy“ zu erhalten und sich an biologische Landwirtschaftsgebiete anzuschließen. Der Entwurf, der jetzt noch von der Abgeordnetenkammer verabschiedet werden muss, wurde im Rahmen eines italienischen Plans zur Förderung des Biolandbaus gebilligt.

„Mittelalterliche Hexerei“

Die Gleichstellung der biodynamischen Landwirtschaft mit Biobau löste kritische Reaktionen italienischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus. Angeführt von der Senatorin auf Lebenszeit, Elena Cattaneo, unterzeichneten sie eine Petition, in der sie fordern, dass in der Abgeordnetenkammer der Gesetzesartikel gestrichen werde. Biodynamie habe keinerlei wissenschaftliches Fundament und ähnle „mittelalterlicher Hexerei“.

Kriterien wie von Biobetrieben

Biodynamie lehnt Methoden der Landwirtschaft ab, bei denen Schädlingsbekämpfungs- und Düngemittel zum Einsatz kommen. Statt Kunstdünger und Pestizide werden Präparate beispielsweise aus Kräutern, Gesteinsmehl und Kuhdung verwendet. Pflegemaßnahmen sowie Aussaat, Pflanzung und Ernte werden auf Mondphasen abgestimmt.

Carlo Triarico, Präsident des italienischen Verbands für biodynamische Landwirtschaft, wies den Vorwurf der „Hexerei“ zurück. Biodynamische Landwirtschaft sei eine konsolidierte Realität in Italien mit circa 4.500 Betrieben, die mit Erfolg auf diese Praktiken zurückgreifen.

Die Verfasserin des Gesetzesentwurfs, Maria Chiara Gadda, verteidigte den umstrittenen Artikel des Gesetzes. „Betriebe, die biodynamisch arbeiten, müssen Kriterien erfüllen, die von Biobetrieben verlangt werden.“