Pharmariesen mit großen Umsatzsteigerungen

Die weltgrößten Pharmafirmen haben mit Juni 506 Therapeutika und 260 Impfstoffe gegen das Coronavirus in der Pipeline gehabt. 2020 wuchsen ihre Umsätze immerhin um 4,4 Prozent, während die Weltwirtschaft pandemiebedingt um 3,5 Prozent schrumpfte.

Die CoV-Krise „war somit kein Wachstumstreiber, sondern führte im Gegenteil zu höheren Ausgaben für Forschung und Entwicklung“, analysiert die Prüfungs- und Beratungsfirma EY. Das zeigten die vielen neuen CoV-Mittel.

„Das Umsatzwachstum während der Coronavirus-Pandemie lässt zwei interessante Feststellungen zu“, sagt Erich Lehner, Leiter Life Sciences und Managing Partner Markets bei EY Österreich. „Zum einen ist die Widerstandskraft des Pharmasektors in Anbetracht der großen Wirtschaftskrise beeindruckend. Zum anderen ist die Branche kein Krisengewinner, denn Corona führte bei verschiebbaren Behandlungen zu Verzögerungen und beeinträchtigte laufende Forschungs- und Entwicklungsprojekte.“

US-Dominanz nimmt zu

Aus den Bilanzen der 21 untersuchten Unternehmen lässt sich laut EY zudem ablesen, dass die Dominanz der Firmen mit Sitz in den USA zunimmt. US-Konzerne erzielten mehr als die Hälfte (51 Prozent, 2019 noch 49 Prozent) der Umsätze.

In der Rangfolge der nach Umsatz größten Unternehmen gab es zudem einige Verschiebungen: Während Pfizer 2019 noch das zweitgrößte Pharmaunternehmen der Welt war, fiel es durch die Ausgründung von Upjohn auf Rang sechs zurück.

Neu auf Platz zwei findet sich AbbVie, das durch den Erwerb von Allergan und organisches Wachstum einen Sprung nach vorn machte. Bei Bristol-Myers Squibb sorgte ein einziges neues Krebsmedikament für einen Umsatzanstieg von rund zehn Mrd. Euro.

Moderater Anstieg bei Gewinnen

Der operative Gewinn (EBIT) stieg bei den Konzernen im Schnitt nur noch moderat um 2,7 Prozent, wobei es zwischen den einzelnen Unternehmen sehr große Unterschiede gab. Im Jahr 2019 hatten sie noch einen satten Gewinnsprung von durchschnittlich 18,7 Prozent verzeichnet.

Deutlich stärker als die Umsätze stiegen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung der 21 größten Pharmaunternehmen. Sie legten 2020 um 9,2 Prozent zu, nachdem sie bereits im Jahr davor um 9,7 Prozent gewachsen waren.

Im Kampf gegen die Pandemie demonstrierte die gesamte Branche auch über die Top 21 hinaus ihre Innovationskraft. Anfang Juni befanden sich laut EY 260 Impfstoffe und 506 Therapeutika gegen das Virus in den verschiedenen Phasen der Entwicklung oder bereits auf dem Markt. Auch sind schon mehr als 1.000 verschiedene Coronavirus-Tests im Verkauf.

17 weitere Impfstoffkandidaten

Neben den vier in der EU bereits zugelassenen Impfstoffen gegen das Coronavirus befanden sich Anfang Juni weitere 17 Impfstoffkandidaten in der dritten und letzten Phase der Entwicklung vor dem Zulassungsverfahren.

Auch bei den Therapeutika für Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind, gab es binnen eines Jahres vielversprechende Fortschritte. 465 Wirkstoffe waren Anfang Juni 2021 in Phase II (plus 168 Prozent seit Juni 2020) oder III (plus 135 Prozent) und somit nahe an der Zulassung.

Alle der 21 untersuchten Pharmariesen sind auch in Österreich tätig bis auf Otsuka. Die anderen sind AbbVie, Amgen Inc, Astellas Pharma, AstraZeneca, Bayer, Biogen, Boehringer Ingelheim, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly & Co., Gilead Sciences, GlaxoSmithKline, Johnson & Johnson, Merck & Co, Merck KGaA, Novartis, Novo Nordisk, Pfizer, Roche, Sanofi und Takeda Pharmaceutical.