Tod nach Festnahme in Tschechien: Keine Ermittlungen

Nach einem gewaltsamen Polizeieinsatz gegen einen Angehörigen der Roma-Minderheit in Tschechien kommt es vorerst nicht zu Ermittlungen gegen die Beamten. Der Mann war kurz nach seiner Festnahme am Samstag gestorben.

Auf einem Video war zu sehen, wie ein Polizist ihn minutenlang mit seinem Knie am Genick auf dem Boden fixierte. Man sehe im Handeln der Beamten keine Straftat, teilte die Innenrevisionsbehörde GIBS heute mit.

Europarat forderte unabhängige Untersuchung

Vertreter der Roma-Minderheit fühlten sich an den Tod des Schwarzen George Floyd vor einem Jahr in den USA erinnert. Der Fall hatte ein Schlaglicht auf umstrittene Festnahmemethoden wie den Würgegriff geworfen. Der Europarat forderte inzwischen eine unabhängige Untersuchung zum Tod des Mannes in der nordböhmischen Bäderstadt Teplice. Aufnahmen des Polizeieinsatzes seien alarmierend, hieß es am Sitz der Organisation in Straßburg.

Unterstützung für die Polizisten kam nicht nur von Innenminister Jan Hamacek, sondern auch von Regierungschef Andrej Babis. „Wenn jemand Autos demoliert, aggressiv auftritt und sogar einen Polizisten beißt, dann kann er nicht erwarten, dass man ihn mit Samthandschuhen anfasst“, schrieb der 66-Jährige bei Facebook.

Nach Darstellung der Polizei soll der Mann an den Folgen einer Überdosis Drogen in Verbindung mit einer Erkrankung am Herzen gestorben sein.

In Tschechien leben Schätzungen zufolge 250.000 bis 300.000 Roma. Sie leiden unter Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung. Dabei leben Angehörige der Minderheit seit Jahrhunderten in Mitteleuropa. Der Kurort Teplice liegt rund 75 Kilometer nordwestlich von Prag.