Plagiatsvorwürfe gegen Baerbock

Der heimische Medienwissenschaftler Stefan Weber wirft der Kanzlerkandidatin der deutschen Grünen, Annalena Baerbock, vor, in ihrem Buch abgeschrieben zu haben – was die deutschen Grünen kategorisch zurückweisen.

In einem Blogbeitrag legt Weber Baerbock zur Last, einige Formulierungen aus dem Buch stammten nicht von ihr. „Und wenn man es genau nimmt, handelt es sich auch um mehrere Urheberrechtsverletzungen.“ Ein Sprecher der Grünen sagte dazu gestern: „Das ist der Versuch von Rufmord.“ Baerbock habe den auf Medienrecht spezialisierten Rechtsanwalt Christian Schertz eingeschaltet.

Kein wissenschaftlicher Text

Baerbocks Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ war am 21. Juni erschienen. Es handelt sich dabei nicht um einen akademischen Text, für den zwingend strenge Standards wissenschaftlichen Arbeitens gelten.

Baerbock breitet in dem 240 Seiten umfassenden Buch grüne politische Konzepte aus und verbindet das mit persönlichen Erlebnissen. Fußnoten, mit denen sie auf Quellen verweisen könnte, nutzt sie nicht.

Das räumte auch Weber ein. „Ein Sachbuch einer Politikerin im Ullstein-Verlag ist keine Dissertation“, schreibt er. Aber: „Textplagiate sind ethisch nicht korrekt und wurden auch bereits in Sachbüchern zu Recht bemängelt.“

Screenshot plagiatsvorwürfe.com
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Verlag: „Sorgfältig lektoriert“

Auch der Ullstein-Verlag, bei dem das Buch erschienen ist, verwahrte sich gegen die Vorwürfe und argumentierte ähnlich wie die Grünen. „Das Manuskript von Annalena Baerbocks Buch ist im Verlag sorgfältig lektoriert worden“, so der Verlag. Weber sagte der dpa, er habe das Buch auf eigene Rechnung untersucht, es handle sich nicht um eine bezahlte Auftragsarbeit.

Von der politischen Konkurrenz kam harte Kritik. Die Vorwürfe würden Baerbocks Glaubwürdigkeit „einmal mehr“ erschüttern, sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume „Focus“ (Onlineausgabe). Die Grünen reagierten empört. „Es ist erstaunlich, wie bereitwillig, sich Teile der CSU an Desinformationskampagnen beteiligen und den Rest an Anstand über Bord werfen“, sagte der grüne Bundesgeschäftsführer Michael Kellner.