Sea-Watch: Libysche Küstenwache beschoss Flüchtlingsboot

Libyens Küstenwache hat nach Angaben von Sea-Watch Schüsse in Richtung eines Flüchtlingsboots im Mittelmeer abgegeben. Die deutsche Hilfsorganisation veröffentlichte gestern Videoaufnahmen des Vorfalls.

Darauf ist laut Sea-Watch zu sehen, wie sich das Schiff der Küstenwache dem Boot nähert und Schüsse ins Wasser abgefeuert werden, die wenige Meter neben dem Boot einschlagen. Zudem habe die Küstenwache mehrmals versucht, das Boot mit rund 50 Geflüchteten an Bord zu rammen.

Sea-Watch-Mitglieder, die den Vorfall aus einem Flugzeug filmten, nahmen per Funk Kontakt zur Besatzung des Schiffes der Küstenwache auf und ermahnten sie, keine weiteren Schüsse abzugeben und mehr Abstand zu halten.

Keine Stellungnahme der Küstenwache

Ob das Schiff tatsächlich zur libyschen Küstenwache gehörte, ließ sich vorerst nicht verifizieren, da die Küstenwache für eine Stellungnahme nicht erreichbar war. Das Flüchtlingsboot erreichte schließlich die italienische Insel Lampedusa.

Sea-Watch äußerte sich empört über den „brutalen Angriff“. Die EU müsse die Zusammenarbeit „mit der sogenannten libyschen Küstenwache sofort beenden“, schrieb die Hilfsorganisation auf Twitter. „Wer auf Menschen schießt und versucht, ihre Boote zu kentern, ist nicht dazu da, sie zu retten.“

Der Weg über das Mittelmeer von Nordafrika nach Südeuropa ist eine der gefährlichsten Flüchtlingsrouten. Nach UNO-Angaben starben seit Jahresanfang bereits mehr als 830 Menschen bei dem Versuch, per Boot nach Europa zu gelangen. Während des gesamten Jahres 2020 hatte es im Mittelmeer 1.400 Tote gegeben.