VSS Unity von Virgin Galactic beim Testflug
AP/Virgin Galactic
Duell der Milliardäre

Branson will Bezos’ Flug ins All „abstechen“

Der britische Milliardär Richard Branson will mit Hilfe seiner Raumfahrtfirma Virgin Galactic am 11. Juli ins All fliegen. Das Unternehmen gab den Termin für die geplante „Unity 22“-Mission am Donnerstag bekannt. Bleibt es bei dem Starttermin am 11. Juli, würde Branson mit diesem Flug Amazon-Gründer Jeff Bezos neun Tage zuvorkommen und dessen Reise als ersten Privatflug „abstechen“. Hintergrund für das Duell ist das Rennen um das große Geschäft mit dem Weltraumtourismus.

„Ich bin immer ein Träumer gewesen“, schrieb Branson auf Twitter. Seine Mutter habe ihm beigebracht, nie aufzugeben und nach den Sternen zu greifen. Jetzt sei es an der Zeit, diesen Traum zu verwirklichen. Blue Origin, die Raumfahrtfirma von Bezos, hatte bereits im Mai einen bemannten Flug mit der Rakete „New Shepard“ für den 20. Juli angekündigt. Der reichste Mensch der Welt will unter anderen seinen Bruder und die 82-jährige ehemalige US-Pilotin Wally Funk auf den Jungfernflug in den Weltraum mitnehmen.

Funk wird damit als ältester Mensch der Geschichte in den Weltraum reisen. Sie hatte schon als junge Frau ins All fliegen wollen: In den 1960er Jahren nahm sie an dem privat finanzierten Programm „Women in Space“ (Frauen im Weltraum) teil, bei dem Pilotinnen auf ihre Tauglichkeit als Astronautinnen getestet wurden. Die später als „Mercury 13“ bekanntgewordenen Frauen durchliefen die gleichen Tests wie die Astronauten der NASA-Mission Mercury, flogen aber nie ins All.

Die ehemalige US-Pilotin Wally Funk
AP/NASA
Wally Funk soll Jeff Bezos begleiten und der älteste Mensch im All werden

Branson-Raumschiff absolvierte Testflug

Funk war die jüngste Absolventin des Programms. Später wurde sie als erste Frau Inspekteurin der US-Luftaufsichtsbehörde (FAA) und erste weibliche Ermittlerin der Unfallermittlungsbehörde NTSB. Nun wird Funk gemeinsam mit Bezos, dessen Bruder Mark und einem vierten Passagier, der bei einer Onlineauktion 28 Millionen Dollar (23 Mio. Euro) gezahlt hatte, am 20. Juli ins All fliegen.

VSS Unity von Virgin Galactic beim Testflug zwischen zwei Trägerflugzeugen
AP/Matt Hartman
Die „VSS Unity“ von Virgin Galactic beim Testflug, noch am Trägerflugzeug verankert

Auch Bransons Vorbereitungen gehen bereits seit Längerem. Im Mai hatte das Raumflugzeug „VSS Unity“ von Virgin Galactic einen bemannten Weltraumtestflug mit zwei Piloten absolviert. Die Kapsel war an Bord eines Trägerflugzeugs von dem kommerziellen Weltraumbahnhof Spaceport America im US-Bundesstaat New Mexico gestartet. In knapp 14 Kilometer Höhe setzte das Mutterschiff die „VSS Unity“ ab. Danach beschleunigte die Raumkapsel mit eigenem Raketenantrieb und setzte den Flug kurz fort. Sie erreichte eine Höhe von 89,2 Kilometern, wie Virgin Galactic mitteilte.

Chefpilot Dave Mackay, Colin Bennett,  Beth Moses, Virgin-Galactic-Gründer Richard Branson,   Sirisha Bandla und Pilot Michael Masucci.
Virgin Galactic
Branson (4. v. l.) und seine Weltraumbegleitung

Wo beginnt der Weltraum?

Der Internationale Luftfahrtverband (FAI) und viele andere Experten sehen zwar 100 Kilometer über der Erde als Grenze zum Weltraum an. Es gibt jedoch keine verbindliche internationale Regel. So haben auch Soldaten der US Air Force die Bezeichnung Astronaut erhalten, obwohl sie nur in eine Höhe von 50 Meilen (80,5 Kilometer) geflogen waren. Zum Vergleich: Die Internationale Raumstation (ISS) fliegt 400 Kilometer über der Erdoberfläche.

Jeff Bezos neben der Blue-Origin-Rakete 2017
Reuters/Isaiah Downing
Amazon-Gründer Jeff Bezos vor seiner Rakete „New Shepard“

Neben zwei Piloten sollen am 11. Juli zwei Astronautinnen, ein Astronaut und Branson in der Raumkapsel mitfliegen. Der steinreiche Abenteurer will mit seiner Firma kommerzielle Weltraumflüge anbieten. Das 18 Meter lange „VSS Unity“-Raumflugzeug bietet zwei Piloten und sechs Passagieren bwz. Passagierinnen Platz.

Wettlauf der Milliardäre

Mehr und mehr reiche Männer wollen in den Weltraum fliegen. Zwischen Amazon-Gründer Jeff Bezos und dem britischen Milliardär Richard Branson ist jetzt offenbar ein Wettstreit entfacht. Branson will noch vor Bezos ins All starten.

Wettrennen um das große Geschäft

Ab 2022 soll das „VSS Unity“-Raumflugzeug Touristen und Touristinnen ins All bringen. Nach dem Flug am 11. Juli wolle er eine „sehr aufregende“ Ankündigung machen, sagte Branson am Donnerstag. Mehr Menschen sollten die Chance haben, Astronauten zu werden. Bezos, der ebenfalls den Weltraumourismus ausbauen will, hatte Blue Origin vor rund 20 Jahren gegründet.

Mitte April testete die Firma „New Shepard“ mit Astronautenkapsel zuletzt. Dabei erreichte sie eine Höhe von rund 105 Kilometern, bevor sie zur Erde zurückkehrte. Der eigentliche Testflug blieb aber unbemannt – mit Menschen an Bord ist die „New Shepard“ noch nie geflogen. Im Wettlauf um touristische Flüge ins All mischt auch die Firma SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk mit. Das Unternehmen will bis Ende des Jahres einen ersten Flug mit Weltraumtouristen starten. Bisher flogen mit SpaceX bereits Astronauten zur ISS.