Beirut-Explosion: Erneut Anklage gegen libanesischen Premier

Fast ein Jahr nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut hat auch der neue Ermittlungsrichter in dem Fall Anklage gegen den geschäftsführenden Regierungschef Hassan Diab erhoben. Auch weitere Politiker würden strafrechtlich verfolgt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur NNA heute. Ihnen würden eine mögliche Mordabsicht sowie Fahrlässigkeit vorgeworfen.

geschäftsführenden Regierungschef Hassan Diab
APA/AFP/Dalati and Nohra

Gegen den Ex-Ministerpräsidenten Diab und drei frühere Minister war bereits im Dezember Anklage erhoben worden. Zwei der Ex-Minister beantragten daraufhin bei einem Kassationsgericht, den Fall einem anderen Ermittlungsrichter zu übertragen. Im Februar gab das Gericht ihrem Antrag statt und übertrug den Fall dem Richter Tarek Bitar.

Dutzende Menschen getötet

Bei der Explosion waren am 4. August mehr als 190 Menschen getötet und rund 6.000 verletzt worden. Große Teile des Hafens und der anliegenden Wohngebiete wurden massiv zerstört. Ausgelöst worden sein soll die Detonation durch große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat, die über Jahre ohne Schutzmaßnahmen im Hafen gelagert wurden. Angehörige der Opfer klagen, die Ermittlungen kämen nicht voran und hätten keine Erkenntnisse über die Hintergründe erbracht.

Zerstörter Hafen in Beirut
AP/Hussein Malla

Diab und seine Regierung hatten kurz nach der Explosion ihren Rücktritt erklärt und sind nur noch geschäftsführend im Amt. Dem designierten neuen Regierungschef Saad Hariri ist es bisher nicht gelungen, ein Kabinett zu bilden.