Proteste an Kanadas Nationalfeiertag

Bei Demonstrationen zum kanadischen Nationalfeiertag (1. Juli) sind mehrere Gebäude und Denkmäler mit roter Farbe beschmiert worden. In Calgary gab es Farbattacken auf mindestens zehn katholische Kirchen, wie der Nachrichtensender CBC gestern (Ortszeit) berichtete. Dabei seien Schriftzüge wie „Wir waren Kinder“ („We were children“) und „Unser Leben ist wertvoll“ („Our lives matter“) an die Kirchentüren geschrieben worden.

In den vergangenen Tagen hatte es zudem Brände in verschiedenen katholischen Kirchen gegeben, die in Reservaten für die indigene Bevölkerung Kanadas standen. Die Behörden vermuten in einigen dieser Fälle Brandstiftung.

Mit roten Handabdrücken beschmeirte Statue in Manitoba
Reuters/Shannon Vanraes

Die Protestaktionen stehen in Zusammenhang mit den jüngsten Gräberfunden an kirchlichen Umerziehungsheimen für indigene Kinder in Kanada, wie es hieß. Kurz nacheinander hatten in den vergangenen Wochen indigene Gemeinschaften den Fund von Überresten von fast 1.000 Kinderleichen aus indigenen Familien nahe ehemaliger Umerziehungsheime gemeldet.

Zuletzt wurden am Mittwoch 182 unmarkierte Gräber von mutmaßlich Indigenen nahe der St. Eugene’s Mission School bei Cranbrook in British Columbia aufgefunden.

Misshandlungen und Missbrauch

Zwischen den 1830er Jahren und 1998 waren schätzungsweise rund 150.000 indigene Kinder – oft zwangsweise – in kanadischen Umerziehungsheimen untergebracht. Etliche dieser 139 Heime wurden von der katholischen Kirche betrieben. Dort sollten die Kinder im Auftrag des Staates an die „christliche Zivilisation“ herangeführt werden. Oft durften sie ihre Muttersprache nicht sprechen. Viele von ihnen wurden misshandelt oder missbraucht.

In einem persönlichen Gespräch forderte Kanadas Premierminister Justin Trudeau Papst Franziskus kürzlich zu einer Entschuldigung in Kanada bei den indigenen Völkern auf. Am Dienstag (Ortszeit) hatte die Kanadische Bischofskonferenz mitgeteilt, dass eine Gruppe indigener Vertreter aus Kanada zwischen 17. und 20. Dezember mit Papst Franziskus im Vatikan zusammentreffen soll. Es gehe darum, „Dialog und Heilung“ zu fördern, hieß es.