Afghanische Regierungstruppen planen Gegenoffensive

Die afghanische Regierung plant eine Gegenoffensive im Norden des Landes, um den Vormarsch der radikalislamischen Taliban zu stoppen. Die Regierungsarmee habe den Angriff der Taliban nicht erwartet, sagte der nationale Sicherheitsberater Hamdullah Mohib der russischen Nachrichtenagentur RIA heute. Aber sie würden „absolut, definitiv“ Gegenangriffe starten. Mohib ist ein wichtiger Berater des afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani.

Im Westen Afghanistans haben Taliban nach Behördenangaben unterdessen mindestens 16 Soldaten getötet. Die Kämpfer hätten in der Nacht einen Stützpunkt in der Provinz Herat angegriffen, teilten örtliche Ratsmitglieder mit. Die Extremisten sind dort in vielen Bezirken aktiv und greifen häufiger Sicherheitskräfte an.

Taliban eroberten viele Bezirke

Ein Viertel der Bezirke im Land haben die Taliban seit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen Anfang Mai erobert. Allein am Wochenende nahmen sie nach Behördenangaben mindestens 28 Bezirke in mindestens acht Provinzen ein. Die USA kündigten unterdessen an, den Abzug der eigenen Truppen bis Ende August abzuschließen.

Über 1.000 Soldaten flohen nach Tadschikistan

Mehr als 1.000 afghanische Soldaten flohen indes aus Angst um ihr Leben in die zentralasiatische Ex-Sowjetrepublik Tadschikistan. Sie seien als Zeichen guter nachbarschaftlicher Beziehungen in der Nacht ins Land gelassen worden, teilten die tadschikischen Grenztruppen in der Hauptstadt Duschanbe mit. Es war die bisher größte Zahl an Menschen innerhalb eines Tages, die sich in Sicherheit bringen wollten.

Von 1996 bis zu ihrem Sturz durch die US-geführten Truppen 2001 hatten die Taliban Afghanistan beherrscht und die Menschenrechte, vor allem die Rechte der Frauen, im Land stark beschnitten. Die USA intervenierten an der Spitze eines NATO-Bündnisses kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in Afghanistan.

Die Taliban-Regierung in Kabul hatte sich geweigert, gegen al-Kaida von Osama bin Laden, dem Drahtzieher der Anschläge in den USA, vorzugehen, und wurde rasch gestürzt. Allerdings zogen sich ihre Kämpfer unter anderem ins Nachbarland Pakistan zurück und formierten sich neu.