Russland: Unternehmen löschte LGBTQ-Werbung

Die russische Supermarktkette VkusVill hat eine Werbung, in der über eine gleichgeschlechtliche Familie berichtet wird, nach Anfeindungen im Netz gelöscht und sich öffentlich entschuldigt. Es sei ein „Fehler“ gewesen, so das Unternehmen, das nun für das Vorgehen kritisiert wird.

VkusVill hatte Ende Juni einen Artikel über „Rezepte fürs Familienglück“ veröffentlicht, in dem auch zwei lesbische Frauen samt Kindern vorgestellt wurden. Man habe auch „unsere realen Kunden“ abbilden wollen, so das Unternehmen.

Laut „Moscow Times“ wurde an die Werbung eine Altersempfehlung von „18+“ angebracht. Damit wollte man sich an das seit 2013 in Russland geltende „Homosexuellenpropaganda“-Gesetz halten. Inhalte für nicht traditionelle sexuelle Beziehungen dürfen Minderjährigen nicht zugänglich gemacht werden.

Supermarktkette: „Fehler“

Der russische Politiker Witali Walentinowitsch Milonow, der am Gesetz 2013 mitgearbeitet hatte, meldete sich umgehend zu Wort und verurteilte die „heidnische“ Werbung. Auch aus dem russischen Staatssender RT wurden Anfeindungen gegen die Supermarktkette laut. Eine Tochter der Familie berichtete über Morddrohungen gegen ihre Familie.

Wenige Tage später tauschte VkusVill das Foto der lesbischen Familie gegen ein Foto einer konventionellen Familie aus. „Hier gab es einen Artikel, der die Gefühle vieler unserer Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten verletzt hat. Wir bedauern, dass das geschehen ist, und betrachten die Veröffentlichung als unseren Fehler, der Ausdruck der Unprofessionalität bestimmter Mitarbeiter ist“, hieß es unter dem Bild.

Kritik an Vorgehen

In sozialen Netzwerken wurde dieser Schritt heftig kritisiert. „Werden Leute wirklich Snacks und Kirschen wegen der Lesben boykottieren? Natürlich nicht … Aber jetzt hassen beide Seiten den Einzelhändler“, schrieb eine prominente Influencerin. „Schade. Sehr enttäuscht“, kommentierte die Sängerin Mozee Montana.

Homophobie ist in Russland weit verbreitet. Westliche Länder und Menschenrechtsaktivisten haben das „Homosexuellenpropaganda“-Gesetz 2013 sowie die Verfassungsänderungen 2020 kritisiert, die eine Klausel enthalten, die die Ehe als Partnerschaft nur zwischen Mann und Frau definiert.