Hitzewelle: Grüne Politiker warnen vor Klimakrise

Vor dem Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle haben Umweltministerin Leonore Gewessler und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (beide Grüne) heute bei einem Medientermin auf dem Heldenplatz vor den Auswirkungen des extremen Wetters auf Menschen gewarnt.

„Es ist fast so, als würde uns die Klimakrise sagen wollen: ‚So schaut es aus, wenn ihr nichts tut‘“, kommentierte Gewessler die bisherigen Extreme im Jahr 2021. AK und Gewerkschaft fordern indes gesetzlich hitzefrei auf Baustellen.

Tödliches Risiko

Drastische Beispiele zu den Folgen der Hitze für ältere Menschen führte der Intensivmediziner und Internist Moritz Haugk an: Während ein Hitzekollaps, etwa in Form leichter Schwindelgefühle beim Aufstehen, auch jüngere Personen betreffen kann, könne das für Ältere tödlich enden. Spitäler und Pflegewohnhäuser müssen sich in Zukunft auf schwere Folgen der zunehmenden Hitze vorbereiten.

Die Umweltministerin erinnerte indes an das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), das gestern im Nationalrat beschlossen wurde. Auch dieses soll im Kampf gegen die Klimakrise greifen, die sich heuer wieder durch Unwetter und ruinierte Ernten in Österreich oder der tödlichen Hitzewelle in Kanada bemerkbar gemacht hat.

Studien würden die jährlich zunehmende Häufigkeit derartiger Extremwettersituationen aufzeigen. „Hitze setzt nicht nur der Umwelt zu, sondern auch uns Menschen“, sprach die Umweltministerin das im Extremfall tödliche Risiko hoher Temperaturen an.

Mehr als ein „Wohlfühlproblem“

„Wenn wir es nicht schaffen, dann haben wir in Europa 100.000 jährlich, die an Hitze sterben“, warnte Gewessler – und schon jetzt seien besonders Menschen aus sozial schwachen Schichten von der Hitze betroffen wie auch Menschen mit Vorerkrankungen und jene im hohen Alter. Mit finanziellen Folgen für das heimische Gesundheitssystem: „Schon jetzt haben wir Kosten von bis zu 2,3 Milliarden Euro jährlich durch die Erderhitzung.“

„Wir haben uns in den letzten Monaten hauptsächlich mit der Coronavirus-Pandemie auseinandersetzen müssen“, hob Mückstein hervor, trotzdem dürfe nicht vergessen werden, dass es mit dem Klimawandel eine zweite globale Herausforderung gebe.

Die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb von der Universität für Bodenkultur sagte, der vom Menschen gemachte Klimawandel sei eine Tatsache, „das hat nichts mit Ideologie zu tun“. Der Klimawandel werde bis zu sechs Milliarden Kosten für das Gesundheitssystem bis 2050 bringen, da gehe es nicht mehr um ein „Wohlfühlproblem“.

Hitzefrei auf Baustellen gefordert

Die Arbeitnehmervertretungen fordern indes eine gesetzliche Verankerung der Hitzefrei-Regelung auf Baustellen: Ab 32,5 Grad Celsius im Schatten können Bauverantwortliche hitzefrei geben – dann werden die Kosten für die Entgeltfortzahlung von der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK) refundiert.

Im letzten „Hitzesommer“ 2019 habe aber nur rund die Hälfte der Unternehmen die Regelung genutzt, hieß es von AK und Gewerkschaft Bau-Holz (GBH).

Es gebe vernünftige Unternehmen, und es gebe unvernünftige Unternehmen, sagte GBH-Chef Josef Muchitsch. Die Hitzefrei-Regelung sei eine Vereinbarung der Bau-Sozialpartner und für „schwer arbeitende Menschen am Bau im wahrsten Sinne des Wortes überlebenswichtig“. Die Regelung sei klar und einfach umzusetzen. Sollte es nicht zu einer besseren Nutzung kommen, „dann brauchen wir gesetzliche Regelungen“, so Muchitsch.

Die steigenden Hitzestunden als Folge der Klimakrise würden für Baustellenarbeiter eine enorme Belastung bedeuten, so AK-Präsidentin Renate Anderl. Sie forderte die Baufirmen zusätzlich auf, ihren Beschäftigen ausreichend Trinkwasser und Sonnenschutz zur Verfügung zu stellen.