Prognose: Vierte Welle kommt „mit hoher Wahrscheinlichkeit“

Das Covid-19-Prognosekonsortium rechnet mit einer vierten CoV-Welle. Dank der „erhöhten Transmissibilität“ der Delta-Variante wird es diese „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ geben, heißt es gestern in einem Policy Brief im Auftrag des Gesundheitsministeriums. Unklar ist allerdings der Zeitpunkt dieser Welle und ihr Ausmaß.

Durchimpfung benötigt „oberste Priorität“

Die Maximierung der Durchimpfungsrate (Vollimmunisierung) müsse demzufolge „oberste Priorität“ haben. Das Konsortium betonte, dass aus vorliegenden Daten (vor allem aus Großbritannien) sich festhalten lasse, dass „die Delta-Variante deutlich übertragbarer (transmissibler) als die bislang dominante Alpha-Variante (B.1.1.7) ist“.

Rohbericht erwähnt Maskenpflicht

In dem der APA nun ebenfalls vorliegenden Rohbericht wird darüber hinaus eine Wiedereinführung der Maskenpflicht, möglichst mit FFP2-Standard, empfohlen, sollten die Fallzahlen steigen. Als Schwellenwert wird dabei eine risiko-adjustierte 7-Tage-Inzidenz von 25 genannt.

Bei steigenden Hospitalisierungen auf den Normalstationen wird auch die Wiedereinführung des „Social Distancing“ angeraten. Sollte die Zahl der Covid-19-Personen auf den Intensivstationen kontinuierlich ansteigen, wird auch die Wiedereinführung des „Lockdown light“ in Betracht gezogen, wenngleich das als „wenig wahrscheinliches Szenario“ bezeichnet wird.

Variante dürfte Fallgeschehen in Österreich bestimmen

„Daten der Varianten-Surveillance (…) legen nahe, dass die Delta-Variante auch in Österreich das Fallgeschehen bereits dominiert“, schrieb das Konsortium. „Für die KW (Kalenderwoche, Anm.) 25 belief sich der Anteil der Delta Variante am Infektionsgeschehen bereits auf etwa 50 Prozent, in KW 26 auf über 60 Prozent.“

Die Fachleute rechnen bereits im Juli mit „ähnlichen Prävalenzen“ wie im Vereinigten Königreich. Allerdings: „Eine genauere Schätzung der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Delta-Variante ist aufgrund des derzeit niedrigen Fallgeschehens mit großer Unsicherheit behaftet“, so das Konsortium.

„Systemkritische“ Belegung in Spitälern „unwahrscheinlich“

„Trotz der aktuell niedrigen Inzidenz ist eine rasche Zunahme der Delta-Variante mit Austausch der gegenwärtig dominierenden Alpha-Variante (…) in Österreich anzunehmen. Ein systemkritischer Belag in den Krankenanstalten ist im Sommer 2021 jedoch unwahrscheinlich“, prognostiziert das Konsortium. Mittelfristig sei allerdings abzuwarten, ob abschwächende oder verbreitungstreibende Faktoren überwiegen.

Das Best-Case-Szenario des Konsortiums geht von einer Vollimmunisierungsrate von 80 Prozent aus, die bei etwa 80 Prozent des Impftempos aus dem Juni 2021 erreicht würde. Hier „ist eine systemgefährdende Epidemiewelle bis Ende September sehr unwahrscheinlich“, hieß es.

Impftempo entscheidend

Wird das Tempo beibehalten, aber nur eine Vollimmunisierungsrate von 60 Prozent erreicht, wäre eine systemkritische Auslastung der Intensivstationen weiter sehr unwahrscheinlich. Der Schlüssel liegt offenbar beim Impftempo. Bei 60 Prozent Vollimmunisierung und 60 Prozent des Impftempos von Juni 2021 könnte es auch zu einer systemkritischen Auslastung der Intensivstationen kommen. Dieses Szenario halten die Experten allerdings für unwahrscheinlich.

„Die Erhöhung der Durchimpfungsrate und der Impfbereitschaft in allen Bevölkerungsgruppen ist daher essenziell“, heißt es. Außerdem empfahlen die Experten, „Maßnahmen, welche nur geringe Einschränkungen für die Bevölkerung bedeuten, jedoch zur Dämpfung des Anstiegs der Fallzahlen beitragen“, beizubehalten. „Dies gilt insbesondere für die Aufrechterhaltung eines niederschwelligen und breitflächigen Testangebots vornehmlich mit PCR-Testverfahren.“