Nach 27 Jahren wird Wrack der „Estonia“ untersucht

Vor mittlerweile fast 27 Jahren ist die „Estonia“ in der Ostsee gesunken. Nun begannen die Ermittlungsbehörden aus Estland und Schweden mit neuen Untersuchungen am Wrack der Fähre. Diese sank am 28. September 1994 auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste. Die eigentliche Unglücksursache ist bisher ungeklärt. Mit 852 Todesopfern war das Schiffsunglück das schwerste in Europa in den letzten Jahrzehnten.

Seit Freitag finden nun bis 18. Juli Vorstudien statt, bei denen das Wrack und der Meeresboden mit Echolot- und Sonargeräten untersucht werden. Auch ein Unterwasserroboter mit Kamera kommt zum Einsatz. Die Daten, die mit Hilfe von Experten der Stockholmer Universität (SU) erhoben werden, sollen später visualisiert werden, was allerdings mehrere Monate dauern kann. Umfassendere Untersuchungen sind dann im nächsten Frühling geplant.

Schwierige Arbeitsbedingungen

Wie die schwedische Havariekommission mitteilte, trafen das schwedische Schiff „Electra af Askö“ und die estnische „Eva 316“ in der Nacht auf Freitag an der Unglücksstelle ein. Wegen hohen Seegangs mussten die Arbeiten rund um das in knapp 80 Meter Tiefe liegende Wrack des 1980 gebauten und rund 157 Meter langen Schiffs bereits anfangs unterbrochen werden.

Forscher blicken auf Bildschirme, auf denen Bilder des Wracks der 1994 gesunkenen MS Estonia zu sehen sind
APA/AFP/TT News Agency/Stefan Jerrevang
Die „Estonia“ auf den Bildschirmen von Experten aus Estland und Schweden

852 Menschen starben, 139 überlebten

An Bord der „Estonia“ waren seinerzeit 989 Menschen gewesen, 852 starben, nur 137 überlebten, womit das Schiffsunglück als das schwerste in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg gilt. Laut dem offiziellen Untersuchungsbericht aus dem Jahr 1997 war das abgerissene Bugvisier die Ursache für die Katastrophe, bei starkem Wellengang war jedenfalls Wasser in das Schiff eingebrochen. Bis heute gibt es aber Zweifel an dieser Theorie mit dem Bugvisier. Überlebende und Hinterbliebene fordern außerdem seit Langem, dass die Untersuchungen wieder aufgenommen werden.

Dokumentarfilmer hatten vergangenes Jahr enthüllt, dass sie mit einem Tauchroboter unter anderem ein mehrere Meter großes Loch im Schiffsrumpf entdeckt haben. Weil viele der Toten nicht geborgen werden konnten, steht das Wrack als Ruhestätte unter Schutz und darf gemäß einem verhängten Grabfrieden nicht aufgesucht werden. Schweden hat nach den Enthüllungen gesetzliche Änderungen beschlossen, damit Behörden die Funde genauer untersuchen können. Diese traten mit Anfang Juli in Kraft.