Tumult im georgischen Parlament nach Tod von Kameramann

Im georgischen Parlament ist es nach dem Tod eines Kameramannes, der bei Protesten von homophoben Demonstrierenden schwer verletzt worden war, zu Tumulten gekommen.

Oppositionsabgeordnete störten heute die Sitzung und forderten Aufnahmen des unabhängigen TV-Senders Mtawari zufolge den Rücktritt von Ministerpräsident Irakli Garibaschwili. Es kam zu chaotischen Szenen, bei denen einander Abgeordnete Handgemenge lieferten und den Sessel des Parlamentspräsidenten besetzten.

Erst nachdem vier weibliche Abgeordnete, die den Sessel besetzt hatten, gewaltsam aus dem Saal gebracht wurden, konnte die Sitzung wieder aufgenommen werden. Die Opposition macht die Regierungspartei Georgischer Traum für die Attacke auf den Kameramann und weitere Journalisten verantwortlich.

Attacken auf 50 Journalisten

Der 37-jährige Alexander Laschkarawa, der für den unabhängigen Sender TV Pirweli gearbeitet hatte, war gestern tot in seinem Bett gefunden worden. Der Kameramann war am Montag letzter Woche von Gegendemonstranten verprügelt worden, die gegen einen Marsch der LGBTQ-Bewegung protestierten. Insgesamt wurden bei dem Protest mehr als 50 Journalisten physisch attackiert.

Laschkarawas Tod löste große Empörung aus: Gestern demonstrierten rund 8.000 Menschen vor dem Parlament in Tiflis und forderten den Rücktritt der Regierung.

Garibaschwili bezeichnete die Protestbewegung als eine gegen die Kirche gerichtete Verschwörung, die von dem im Exil lebenden Ex-Präsidenten Micheil Saakaschwili angeführt werde. Er versprach erneut eine schnelle Untersuchung von Laschkarawas Tod.

Regierungschef gegen Pride-Parade

Georgien gilt als sehr konservatives Land, die orthodoxe Kirche ist äußerst mächtig. Gegen die Pride-Parade hatte sich auch Regierungschef Garibaschwili ausgesprochen. Bei den Pride-Umzügen wird rund um den Globus für die Rechte sexueller Minderheiten demonstriert.